Der Uuchen.
Fritz, ein lebhafter, fröhlicher Knabe von zehn Jahren,
war der Sohn des Jägers zu Grünenthal. Eines Morgens
ſollte ſein Vater einen Brief des Herrn von Grünenthal
nach Rauhenſtein tragen, einem Schloſſe, das jenſeits
rauher Berge einſam in einem großen, dichten Walde
lag. Der Gang wird mir ſauer werden, ſagte der Vater;
ſeit ich mir neulich auf der Jagd den Fuß übertreten habe,
iſt er noch immer nicht ganz hergeſtellt. Nach Rauhen—
ſtein aber hat man wohl drei Stunden zu gehen. Da indes
der gnädige Herr es befiehlt, ſo will ich es wagen. Allein
Fritz erbot ſich zum Briefträger. Schickt mich, lieber
Vater! ſagte er. Der Weg geht freilich faſt durch lauter
Waldungen; allein mir iſt nicht bange! Bis zu unſerem
Grenzſtein iſt er mir ja bekannt; und weiterhin will ich ihn
ſchon finden und den Brief richtig beſtellen. Nun wohl,
ſagte der Vater; gieb aber den Brief dem Herrn von
Rauhenſtein, den du wohl kennſt, in ſeine eigenen Hände.
Es iſt viel Geld in dem Briefe, und du bekommſt gewiß
ein gutes Trinkgeld. Der Vater beſchrieb ihm noch den
Weg von der Grenze bis Rauhenſtein aufs genaueſte, und
Fritz hängte ſeine kleine Jagdtaſche um, nahm ſeine Vogel
flinte auf den Rücken, und machte ſich unverzüglich auf
die Reiſe.
Fritz kam glücklich in dem Schloſſe Rauhenſtein an,
bat die Bedienten, ihn zu melden, indem es ihm befohlen
ſei, den Brief dem gnädigen Herrn ſelbſt zu übergeben.