Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

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den Menſchen zum Herrn der Natur. Aber ſelbſt der 
Menſch, ſprach die Mutter weiter, gelangt erſt durch eine 
weiſe und gute Erziehung zu ſeiner Vollkommenheit. 
Mariens veredelte Blümchen vermehrten ſich ſehr; das 
ganze Gartenbeetchen, auf das ſie ſonſt gar keine andern 
Blumen oder Gewächſe pflanzte, wurde von den grünen 
Blättchen überzogen, und glich einem dichten grünen Raſen. 
Marie glaubte, die ſchönen Blümchen hätten nun keiner 
weiteren Pflege mehr nötig, und ließ ſie wachſen, wie ſie 
wollten. Allein bald erſtaunte Marie aufs neue, nur nicht 
auf eine ſo angenehme Art, wie zuvor. Die ſchönen Samt 
blümchen und die niedlichen Tauſendſchönchen wurden nach 
und nach wieder ganz gemeine Wieſenblümchen, wie ſie 
zuvor geweſen. 
Ach, das iſt doch recht ärgerlich! rief Marie. Ich 
hätte nicht geglaubt, daß ich an dieſen Blümchen, die mir 
ſo viele Freude gemacht, noch einen ſolchen Verdruß er 
leben ſollte. Sag' mir doch einmal, liebſte Mutter, wo 
es herkommt, daß ſie ſo ausarteten! 
Die Mutter eh Die Urſachen dieſer unglücklichen 
Veränderung laſſen ſich leicht angeben. 
Die erſte Urſache iſt dieſe: Du haſt dieſe Blümchen 
vernachläſſigt, du ſorgteſt nicht mehr dafür, deshalb wuchſen 
ſie wieder nach ihrer vorigen gemeinen Art und Weiſe. 
Nur fortgeſetzte Pflege kann die veredelten Blümchen ſchön 
und edel erhalten, ohne Pflege verwildern ſie 
So iſt es auch mit der Erziehung der Meuſchem Die 
erſte Erziehung mag noch ſo trefflich ſein, und die heran 
wachſende Jugend mag noch ſo gut gebildet werden, wenn 
man ſie zu frühe ſich ſelbſt überläßt, ſo artet ſie auch bald 
wieder aus. Laß es dich alſo nicht verdrießen, wenn ich bei 
dir noch immer vieles zu erinnern, dich zu ermahnen, 
dir manches zu wehren nötig finde. Gehorche mir daher
	        
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