Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

chen Du ſiehſt da, wie ſehr dieſe gemeinen Blümchen 
ſich durch ſorgfältige Pflege verſchönern und veredeln laſſen. 
Marie war über die wunderbare Verwandlung der 
Maßliebchen in Samtblümchen ſo entzückt, daß ſie noch 
eine Menge Stöckchen von der Wieſe holte, ihr Garten— 
beetchen ganz damit beſetzte und ſie aufs ſorgfältigſte pflegte. 
Und da gab es denn wieder ein neues Wunder. Sie 
fingen an zu blühen, und als ſie nun in voller Blüte 
ſtanden, ſieh, da war das Gelbe in der Mitte ganz ver— 
ſchwunden; die äußeren Strahlenblättchen hingegen hatten 
ſich ſo vervielfältigt, daß die ganzen Blümchen aus lauter 
ſolchen zarten Blättchen beſtanden, die zuſammen die nied— 
lichſten Blümchen bildeten. Einige Blümchen waren weiß 
wie Schnee, andere blaßrot, noch andere roſenrot; und 
alle waren in einiger Entfernung wunderſchönen, kleinen 
Röschen ähnlich. 
Marie, die eines Morgens die ſchönen Blümchen er— 
blickte, ſprang wieder eilig zur Mutter und dieß: O komm 
doch, liebſte Mutter! Nun kannſt du an meinen Blüm-— 
chen wieder etwas Neues ſehen! Da ſieh' einmal und 
ſtaune. Ich denke, wenn ich ſo fortfahre, die gemeinen 
Maßliebchen zu pflegen, ſo kommen noch tauſenderlei ſchöne 
zum Vorſchein. 
Das iſt wohl möglich, ſagte die Mutter; man nennt 
dieſe Blümchen deshalb auch Tauſendſchönchen. Dieſe Er— 
ſcheinung iſt indes nicht ſo neu, als du denkſt. Schon viele 
Blumengärtner haben die gemeinen Maßliebchen längſt 
vor dir veredelt; die Tauſendſchönchen gehören nunmehr 
unter die gewöhnlichen Gartenblumen. 
Und ſo, fuhr die Mutter fort, kann man auch durch 
ſorgfältige Pflege und Wartung alles in der Natur ver— 
vollkommnen und veredeln. So belohnt Gott die Auf— 
merkſamkeit und den Fleiß der Menſchen; ſo machte er
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.