Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

Die Margaretenblümchen. 
Frau Berchtold, eine verſtändige und tugendhafte 
Bürgersfrau in der Stadt, ging an einem Sonntag vor 
das Thor, wo ſie eine große Wieſe hatte. Die kleine Marie, 
ihr Töchterchen, ging, weiß gekleidet und ein niedliches 
Strohhütchen auf dem Kopfe, ihr ſittſam zur Seite. Es 
war ein unvergleichlich ſchöner Frühlingstag, und die Wieſe 
war bereits mit dem ſchönſten Grün und mit den erſten 
Frühlingsblümchen geſchmückt. 
Wie hell und blau iſt doch heute der Himmel! ſagte 
Marie, und wie ſchön grün iſt unſere Wieſe, und mit 
den kleinen weißen Blümchen da, wie mit Sternlein be⸗ 
ſäet. Wie der blaue Himmel zu Nacht mit goldenen Stern-— 
lein prangt, ſo iſt jedes grüne Plätzchen auf Erden mit 
lieblichen Blümchen geziert. Das gefällt mir ſehr wohl; 
der liebe Gott hat doch alles recht ſchön gemacht. 
Maria pflückte einige Blümchen und ſagte: Sie ſind 
in der That recht hübſch. Das innere Scheibchen iſt un— 
vergleichlich ſchön gelb, und die zarten, weißen Blättchen 
ſtehen wie Strahlen umher. Und ſieh nur, liebe Mutter, 
wie die Spitzchen der weißen Blättchen ſo ſchön roſenrot 
ſind! Auch die kleinen Knöſplein da ſind ſchön weiß und 
grün und rund wie Perlen. Wir nennen dieſe Blümchen 
nur Wieſenblümchen. Allein man kann ja alle Blumen, 
die auf den Wieſen wachſen, Wieſenblumen nennen. Haben 
dieſe Blümchen hier nicht noch einen beſonderen Namen? 
O ja wohl! ſagte die Mutter. Man nennt ſie auch 
Angerblümchen, weil man wohl keinen grünen Anger oder
	        
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