Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

keit das Unentbehrlichſte aus dem Mantelſacke genommen, 
und focht einſtweilen zu Fuß, bis mir ein Huſar ſein 
Pferd abtrat. Ich trug, wie jener Weltweiſe, alles, was 
ich hatte, bei mir. Um indeſſen für die Kirſchen in einer 
Taſche leeren Raum zu machen, nahm ich meine Brieftaſche 
heraus, und ſteckte ſie hier in die Weſte. Es ging ſogleich 
wieder auf den Feind los, der Miene machte, aufs neue 
vorzudringen. Ich jagte mit meinen Leuten die feindlichen 
Huſaren, daß es eine Luſt war. Allein in einer Hecke war 
Infanterie verſteckt. Ein Jäger zu Fuß ſchoß unverſehens 
auf mich. Der Kerl hatte mich gut gefaßt; er traf mich 
gerade hierher auf die Bruſt. An der Brieftaſche aber 
iſt die Kugel abgeprallt — ſonſt wäre ich durch und durch 
geſchoſſen worden und auf der Stelle tot geblieben. 
Nun ſagen Sie min fuhr er mit großer Rührung 
fort, hat ſich Gottes Vorſehung nicht der Hand des freund— 
lichen Kindes bedient, mich dem Tode zu entreißen? Habe 
ich recht oder unrecht, wenn ich behaupte, Karoline da 
rettete mir durch ihre Freundlichkeit das Leben? Ihr 
habe ich es zu danken, daß meine Amalie nicht Witwe 
iſt, daß meine 2385. ter keine ſind; daß ich noch 
hier ſtehe, meine Pfeife rauche und mich der Schöpfung 
Gottes freue. 
Alle gaben ihm Beifall. Die Gemahlin des Oberſten 
drückte Karolinens Hand, die ſie noch immer in der ihrigen 
hielt und ſagte, indem ihr Thränen in den Augen ſtanden: 
So iſt es! Sie waren für uns alle hier ein guter Engel 
und haben eine große Trauer von unſerer Familie ab 
gewendet. Auch die zwei Töchter des Oberſten ſahen mit 
leuchtenden Blicken auf Karoline. So oft wir Kirſchen 
aßen, ſagte die jüngere, ſprechen wir von Ihnen, ohne 
Sie zu kennen. — Ich ſchätze mich ſehr, ſehr glückl ich, ſagte 
die ältere, daß unſer Wunſch, Sie nnen zu lernen, end
	        
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