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ſtilles, häusliches Glück gewohnt hatten. Das Dorf war
wechſelweiſe bald von Freunden, bald von Feinden beſetzt
und litt dabei unbeſchreiblich. Jetzt behauptete es wieder
der Feind und erpreßte, da es ihm an Lebensmitteln fehlte,
beinahe den letzten Biſſen Brot. Allein noch einmal ſoll
er aus dieſer Gegend vertrieben werden. Die Dehnhen
hatten den Feind vor Aufgang der Sonne mit großem Mute
angegriffen und waren bis an das Dorf vorgedrungen.
Hier wurde der Kampf heftiger; das Feuer der kleinen
Gewehre dauerte unausgeſetzt. Von den Bergen zu beiden
Seiten des Dorfes donnerten die Kanonen. Die Kugeln
flogen über das Amtshaus hin und her und am Ende des
Dorfes fing es an zu brennen. Der brave e
machte, ſobald der Donner des Geſchützes ſich etwas ent
fernt hatte, Anſtalten zum Löſchen. Seine Frau ſaß, mit
gerungenen Händen und bleich wie eine Wand, am Fenſter
der untern Stube und blickte inbrünſtig betend zum
Himmel. Karoline kniete weinend neben ihr, erhob
zitternden Hände und betete ſo innig, wie die Mutter.
Es war bereits nachmittags drei Uhr. Da wurde
plötzlich an der Hausthüre geſchellt. Die Frau ſchaute durch
das Fenſter. Ein Offizier in Huſaren-Uniform hielt mit
ſeinem Pferde, von dem er abgeſtiegen war, vor der Thür.
O gottlob! rief die Mutter, er iſt von dem Heere der Deut—
ſchen. Karoline eilte hinaus und öffnete die Hausthür;
die Mutter folgte. Der Offizier hatte indes ſein Pferd
neben der Thür angebunden. Lieber Himmel, wie er—
ſchrocken ſehen Sie aus! ſprach er freundlich, indem er
die bleichen Geſichter erblickte. Seien Sie ruhig! Die
Gefahr iſt vorüber. Sie ſind ſicher. Auch das ausge
brochene Feuer iſt ſo viel als gelöſcht. Der Herr Amt—
mann wird ſogleich hier ſein. Ich bitte bloß um eine
Erquickung und wäre es, wenn Sie nichts anderes haben