Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

63 
über die ſie in ein lautes Gelächter ausbrachen, und die 
ht abſcheulich ſein 
ich zwar nicht verſtand, die aber wohl rer 
efallen daran 
mußten, weil ſo böſe Menſchen ein Wol 
finden konnten. Manchmal gerieten ſie miteinander in 
Streit, warfen einander Krüge und Gläſer an den Kopf, 
und drohten, einander zu ermorden. Ich flüchtete mich 
dann zitternd und bebend auf meine Kammer— Ich war 
ernſtlich darauf bedacht, aus dieſem ſchrecklichen Aufent 
halte zu entrinnen. Allein alle Fenſter waren mit eiſernen 
Gittern verwahrt, und das Hofthor immer ſorgfältig ver 
ſchloſſen. 
Eines Abends kam ein Kaufmann, ein ſehr wackerer, 
freundlicher Mann, in das Wirtshaus, um da zu über⸗ 
nachten. Er führte ſehr ſchöne Waren und viel Geld bei 
ſich. Dieſen ermordeten die Räuber. Ich hörte ſein Jam⸗ 
mergeſchrei, und eilte aus meiner Kammer herab in die 
Stube. Ich war bei dem Anblicke vor Schrecken und Ent 
ſetzen außer mir! Ich ſagte den Mördern, daß dieſer 
Mord ein ſchreckliches Verbrechen ſei, und daß Gott ſie 
gewiß dafür ſtrafen werde. Sie achteten nicht darauf; ſie 
befahlen mir bloß, keinem Menſchen ein Wort davon zu 
ſagen. Der Wirt aber ſchrie: Du ſollſt mit fremden Leuten 
gar nicht mehr reden; wir werden dich von nun an für 
ſtumm ausgeben. Er ergriff mich bei der Hand, riß mich 
zu der blutigen Leiche hin, und ſagte faſt wütend: Da 
ſieh' einmal! Wenn du gegen irgend jemand, als gegen 
mich und die Wirlin, nur noch ein einziges Wort aus 
deinem Munde kommen läßt, ſo ermorden wir dich auf 
eine noch ſchrecklichere Art, als dieſen Menſchen hier. 
Ich fiel in meiner Kammer auf meine Kniee nieder, 
ſtreckte beide Arme zum Himmel und betete: O du lieber 
barmherziger Gott! Du haſt dich des Jünglings Daniel 
in der Löwengrube erbarmt. Heiter und fröhlich, wie ein
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.