27
3 ⁰
nach jener ſchrecklichen Nacht viele gutherzige Menſchen uns
zu Hilfe kamen. Ich könnte davon eine ganze Reihe ſchöner
Handlungen erzählen. Auch war unter den Einwohnern
unſeres Dorfes, von dem Tage an, mehr Eintracht und
Liebe; manche Feindſchaft hörte auf; alle wurden fried—
fertiger; alle ſtanden in ihrer gemeinſchaftlichen Not ein—
ander getreulich bei. Und wie gut hat es Gott insbeſondere
mit mir und meinem lieben Weibe und meinen Kindern
gemacht! Wer hätte damals geglaubt, daß wir unſer liebes
Kind, das wir für ertrunken hielten, noch einmal und
zwar in ſo erfreulichen Umſtänden wieder ſehen würden?
Wie hätten wir in jener traurigen Nacht auch nur denken
können, daß wir einſt hier auf dieſem Hügel einen ſo
fröhlichen Morgen haben würden? Aber ſchon damals
hatte Gott für uns dieſe Freude im Sinne, und ſah uns
ſchon damals ſo erfreut, wie wir es jetzt ſind, hier bei—
ſammen. Drum ſag ich immer: Nur nie verzagt, ſo übel
es uns auch gehen mag; es geht gewiß wieder einmal gut.
Gott macht am Ende alles recht, wenn nicht in dieſer, doch
in jener Welt.
In der Folge machte Herr Blank den trefflichen Mar—
tin, von deſſen Ehrlichkeit und Kunde des Weinbaues er
ſich vollkommen überzeugt hatte, zum Aufſeher und Ver—
walter ſeines anſehnlichen Weingutes, das er damals, als
Daniel aus dem Rheinſtrome gerettet wurde, noch ſelbſt
bewohnt hatte. Martin überließ ſein Haus nebſt Wein⸗
berg und Bleiche ſeinem älteſten Sohne, und zog mit
ſeiner Ehefrau und ſeinen übrigen Kindern auf das an—
ſehnliche Landgut, deſſen Verwaltung Herr Blank ihm
anvertraut hatte. Daniel, dem Herr Blank ſeine ganze
Handlung abtrat, ward dadurch in den Stand geſetzt, alle
ſeine Geſchwiſter auf das beſte zu verſorgen, was er auch
redlich gethan hat. Vater Martin und Mutter Ottilie, die