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ſo muß es ſein. Jeder Menſch muß das lernen, was zu
ſeinem Berufe notwendig iſt.
Das iſt gut bemerkt, ſprach der Vater; ſo verſchieden
übrigens eure Erziehung iſt, ſo war doch bei euch allen die
Hauptſache einerlei — Frömmigkeit, Arbeitſamkeit, Be—
rufstreue; und dieſes gehört allen Menſchen gemeinſchaft
lich an, dem Landmanne hinter dem Pfluge, dem Kauf⸗
manne oder Gelehrten in ſeiner Schreibſtube, und dem
Könige auf dem Throne.
Eines Morgens gingen Vater, Mutter und Geſchwiſter
mit Daniel auf die Anhöhe unweit des Dorfes, auf welcher
ſie bei jener Ueberſchwemmung eine ſo fürchterliche Nacht
zugebracht hatten. Die Mutter erzählte ihrem Sohne
Daniel, welche Angſt ſie da ausgeſtanden und wie ſie um
ihn gejammert habe; auch welcher allgemeine Jammer
entſtand, als alle, die ſich damals auf der Anhöhe be—
fanden, ihr freundliches Dörflein ſo ſchrecklich verheert
ſahen.
Nun, nun, ſprach der Vater, mit Gottes Hilfe ward
es aber wieder aufgebaut, und zwar ſchöner und feſter als
zuvor. Ich ſagte ſchon damals, dieſes großes Unglück
werde am Ende uns allen großen Segen bringen! Und
ſo iſt es auch gekommen. Die Leute in unſerem Dorfe und
in der ganzen Gegend wurden mehr angetrieben zum Ge
bet und zum Vertrauen auf Gott; ſie erkannten ihre Ab⸗
hängigkeit von Gott lebhafter, und welche Unterwürfig
keit ſie ihm ſchuldig ſeien. Ihre Arbeitſamkeit, die bei
ihrem Wohlſtande ziemlich nachgelaſſen hatte, wurde aufs
neue geweckt; und einige, die der Reichtum und Ueber
fluß hochmütig und verſchwenderiſch gemacht hatte, wurden
von der Zeit an demütiger, ſparſamer und mäßiger. Gott
hat auch viele wohlthätige Herzen erweckt, die ſich unſerer
Not liebreich annahmen, wie denn ſogleich am Morgen