Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

ſagte Ottilie, was giebt's jetzt wieder? Was will die 
Kutſche bei uns? Der Poſtillon muß irre gefahren ſein. 
Sie näherte ſich der Kutſche; da ſprang zuerſt Martin her— 
aus. Sie grüßte ihn freundlich, machte aber ſogleich ein 
ernſtes Geſicht und ſagte: Aber um des Himmels Willen, 
liebſter Martin, was ſoll doch dies heißen? Mit Extra— 
poſt zu fahren — und,‚, was ich erſt jetzt ſehe, ſich vom 
Kopf bis zum Fuß ganz neu, und ſo ſchön zu kleiden — 
nein, das iſt einmal zu arg! Und auch der Hund, der 
Waldi, den du wieder aufgetrieben und gewiß teuer ge 
nug bezahlt haſt, hat ein ganz neues prächtiges Halsband 
mit deinem Namen. In der That, ich habe dich bisher für 
einen beſſern Haushälter gehalten. Ich fürchte, die Erb 
ſchaft hat dir den Kopf verrückt. Wenn du ſo verſchwen 
deriſch zu leben anfängſt, ſo wird es mit dem ererbten 
Gelde bald ein Ende haben. 
Martin ſagte lächelnd: Werde nur nicht böſe, liebe 
Ottilie! Laß mich nur erſt auspacken! Du wirſt ſehen, 
an dem Gelde fehlt kein Heller. Er öffnete den Koffer, 
den der Poſtillon eben hereingebracht hatte, nahm den 
ſchweren Geldſack heraus und ſchüttelte das Geld auf den 
Tiſch. Ach du lieber Himmel, rief Ottilie, ſo viel Geld 
auf einmal habe ich ja in meinem Leben noch nicht geſehen! 
Mir flimmert's vor den Augen, und es iſt mir, als träume 
ich. Aber ſag' doch, wo nimmſt du die neue Kleidung 
her? 
D 
as iſt noch nicht alles, ſagte Martin; auch du und 
die Kinder ſollen neu gekleidet werden. Er packte die 
ſchönen Zeuge, den etwas dunklern für die Mutter, und 
die von hellerer Farbe für die Töchter, nebſt Band und 
Spitzen und Strickgarn aus; langte hierauf das Tuch zu 
einer vollſtändigen Kleidung für die Söhne aus dem Koffer 
hervor, und legte dann noch einen großen Pack feiner
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.