Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

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Je nun, ſagte der Mann, ſie war nur von Tannen 
holz; aber ſehr ſchön rot und blau angeſtrichen, faſt ſo 
ſchön, wie die roten und blauen Kornblumen. Herr Blank 
und die Frau faßten nun den Mann ſchärfer in die Augen, 
und fanden in ſeinem Angeſichte, ungeachtet der Runzeln, 
die Kummer und Sorgen vor der Zeit hineingebracht hat 
ten, eine auffallende Aehnlichkeit mit ihrem Pflegeſohn. 
Ich habe keinen Zweifel mehr, ſagte Herr Blank, Euer 
Sohn, der vor dreizehn Jahren als ein zartes Kind ſamt 
der Wiege von dem überſtrömenden Rheine hinwegge 
ſchwemmt worden, iſt dem Tode im Waſſer entgangen, und 
noch am Leben. 
Wie, was? rief der Mann voll des höchſten Er— 
ſtaunens. O, wo iſt er? Wo iſt er? O, führt mich doch 
ſogleich zu ihm! 
Ihr habt ihn ſchon geſehen, ſprach Herr Blank; es 
iſt eben der junge Menſch, der Euch hieher geführt hat. 
Was? rief der Mann, der ſchöne, feine, junge Herr! 
Wäre es möglich! O mein Gott, wie wunderbar ſind deine 
Wege! Er blickte mit gefalteten Händen zum Himmel, 
ſchwieg lange, und brach dann in einen Strom von Thränen 
aus. Endlich fragte er: Wie wurde er denn gerettet? 
Wie kam er in dieſes Haus und in dieſe glücklichen Um 
ſtände? Herr Blank erzählte kurz, wie die Treue des 
Hundes zur Rettung des Kindes Veranlaſſung gegeben. 
Wir haben, fuhr dann Herr Blank fort, den zarten 
Knaben an Kindesſtatt angenommen, und ihn erzogen. 
Er hat ſich immer ſehr gut betragen, und uns ſchon viele 
Freude gemacht. Da wir ſeinen Taufnamen nicht wuß 
ten, ſo nannten wir ihn Daniel. Wir ließen ihn nichts 
davon merken, daß er nur unſer angenommenes Kind ſei, 
und er hält uns für ſeine wahren Eltern. Ich muß ihn nun 
auf die Entdeckung dieſes Geheimniſſes, das für ihn ſehr
	        
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