Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

erleuchtet war, die auf der mit einem blendend-weißen 
Tiſchtuche und he lem Silbergeräte bedeckten Tafel ſtanden. 
Herr Blank fing ſogleich an, dem Daniel über ſein längeres 
Ausbleiben einen Verweis zu geben. Daniel erzählte die 
ſeltſame Begebenheit, die ſich mit dem Hunde zugetragen 
und die ihm zugleich zur Entſchuldigung ſeines längeren 
Ausbleibens diente. Herr Blank forderte den ehemaligen 
Beſitzer des Hundes auf, zu ſagen, wie er um den Hund 
gekommen ſei. Der Mann erzählte mit ſichtbarer Rührung, 
wie er in jener furchtbaren Nacht durch das Austreten des 
Rheines nicht nur ſeinen getreuen Hund, ſondern auch, was 
ihn unendlich mehr ſchmerze, ſein geliebtes Kind, das 
noch in der Wiege lag, verloren habe. Herrn Blank und 
ſeiner Frau kam zu gleicher Zeit der Gedanke in den Sinn, 
jenes Kind in der Wiege könne ihr angenommener Pflege 
ſohn Daniel geweſen ſein. Herr Blank, als ein kluger, 
alles wohl überlegender Kaufmann, wollte indes die Sache 
noch genauer erforſchen. Er ſchickte Daniel in die Schreib 
ſtube, um dort aus den Handlungsbüchern einen Auszug 
zu machen, den ein fremder Weinwirt, der morgen in 
aller Frühe abreiſen wollte, verlangt hatte. Daniel ging 
in die Schreibſtube, und Herr Blank fragte nun den Mann 
über ſeinen Namen, ſeinen Wohnort, das Jahr und den 
Monatstag und alle Umſtände jener verhängnisvollen 
Nacht aufs genaueſte aus— Sagt einmal, ſprach er unter 
anderem, hatte der Hund damals nicht auch ein Halsband 
an? 
O ja, ſagte der Mann, es war von rotem Leder, und 
die aus Meſſing verfertigten Buchſtaben J. M. B., die An⸗ 
fangsbuchſtaben meines Namens, Johann Martin Braun, 
befanden ſich darauf. 
Nun, ſagte die Frau, und wie ſah denn jene Wiege 
aus, in der das Kind damals gelegen?
	        
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