Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

Knopfe, und ging vor das nächſte Thor; der treue Pudel, 
der noch am Leben war, und ſich ganz wohl befand, be 
gleitete ihn. 
Als Daniel ſein Geſchäft auf dem Zollamte abge— 
macht hatte, landete eben ein Schiff, das den Rhein herab 
gekommen war, und am folgenden Tage weiter nach Hol— 
land fahren wollte. Die Reiſenden ſtiegen ans Land, und 
ſogleich drängten ſich einige junge Burſchen und Knaben 
herbei, und erboten ſich, den fremden Herren und Frauen 
den nächſten Weg zu den beſten Gaſthöfen zu zeigen, und 
ihnen das Gepäck nachzutragen. Zuletzt fragte ein Knabe 
noch einen zwar anſtändig, aber etwas dürftig gekleideten 
Mann, in welchem Gaſthofe er über Nacht bleiben wolle. 
Ich werde auf dem Schiffe übernachten, ſagte der Mann; 
in einem Gaſthofe wäre es mir zu teuer; mein Nacht 
eſſen, ein Stück ſchwarzes Brot, führe ich in meinem Reiſe 
ſack; einen erfriſch — Trunk aber liefert mir der nächſte 
beſte Brunnen, oder auch der Rhein im Ueberfluß. 
Daniel empfand Mitleid mit dem armen Manne, der 
ein ſehr redliches, treuherziges Ausſehen hatte, näherte 
ſich ihm etwas ſchüchtern und ſagte, indem er ein wenig 
errötete: Wenn Ihr es nicht übel nehmen wolltet, ſo möchte 
ich Euch eine Kleinigkeit von meinem Taſchengelde zu 
einem Glaſe Wein geben. Wein iſt für einen Reiſenden 
doch immer beſſer, als Waſſer, zumals als Flußwaſſer. 
Lieber, junger Herr, ſprach der Mann, ich bin es 
zwar nicht gewohnt, vom Almoſen zu leben. Da Si 
mir es aber gar ſo freundlich und wohlmeinend anbieten, 
ſo kann ich es unmöglich zurückweiſen. Es iſt dieſes das 
erſte Mal in meinem Leben, daß ich Almoſen annehme. 
Gott ſegne Sie für Ihre milde Gabe. 
Der Pudel war, als Daniel ſich dem Fremden näherte, 
an den Fluß gelaufen, um ſeinen Durſt zu ſtillen, kam
	        
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