89
mit Todesangſt. Es ward endlich Mittag, und er war
ſo müde und hungrig, daß er nicht mehr weiter gehen
konnte. Er hatte ſich heiſer gerufen aber keine Ant⸗
wort vernommen, als den Widerhall. Nirgends fand er
eine Beere oder auch nur einen Tropfen Waſſer, ſeinen
Hunger und Durſt zu ſtillen. Troſtlos warf er ſich unter
eine Tanne nieder. Er betete mit Inbrunſt, Gott wolle
ihn doch nicht verſchmachten laſſen. Von Hunger gequält,
durchſuchte er ſeine Jagdtaſche, ob er nicht noch einige
Broſamen von dem Brote fände, das er von Hauſe mit-
genommen und auf dem Wege nach Rauhenſtein verzehrt
hatte. Aber — welches Erſtaunen, welche Freude ergriff
ihn mit einemmale! In ſeiner Jagdtaſche ſteckte ein ſchö—
nes, großes Stück Kuchen nebſt einigen ſaftigen Birnen.
Dies, rief er, hat mir die gute Köchin, ohne daß ich es
merkte, in meine Jagdtaſche geſteckt. Er dankte Gott mit
Thränen, und gelobte es ihm heilig an, gegen alle Dürf—
tigen, beſonders gegen Fremde, wohlthätig zu ſein; auch
nahm er ſich vor, der guten Roſalie, ſo hieß die Köchin,
dieſe Wohlthat, wenn er je einmal reich genug werden
ſollte, reichlich zu vergelten. Denn, — 8 er, nächſt Gott
hat ihre Güte mir das Leben gerettet. Ohne ihre milde
Gabe wäre ich ſicher hier in dem wilden Walde ver—
ſchmachtet.
Fritz ſtand neugeſtärkt auf, und machte ſich mutig
wieder auf den Weg. Er wanderte, ſo viel er aus dem
Stande der Sonne abnehmen konnte, jener Gegend zu,
in der Grünenthal lag. Nachdem er eine Stunde ge—
gangen war, hörte er, in weiter Ferne, die Schläge einer
Holzaxt. Er ging darauf zu und traf zwei Holzhauer,
die eine große Tanne fällten. Sie zeigten ihm den Weg,
der nach Grünenthal führte, und ſo kam er denn endlich
wieder glücklich nach Hauſe, zur großen Freude ſeiner