Full text: Der Sohn des Millionärs

Da ſtand er nun fragend vor der fremden Stadt 
Reading. Was hätte er drum gegeben, zu wiſſen, ob 
ihm in ihren Mauern das Glück blühen werde! Daß 
er für ſchwere Landarbeit nicht paßte, ſah er ſelbſt ein. 
Für welche ſtädtiſche Arbeit aber würde er ſich wohl 
beſſer ſchicken? Eine einzige wußte er: wenn er wieder 
Zapfjunge würde. Freilich hatte er gerade dazu keine 
Luſt. Es war ja kein ordentlicher Beruf für einen rechten 
Jungen, der nicht zu faulenzen, ſondern ſich vorwärts zu 
bringen wünſchte. 
Bedächtig ſetzte er den Stock wieder an und ging 
weiter. Dort flutete, von kleinen Fahrzeugen belebt, die 
Themſe; dort wieder ſchwang ſich die Lerche jubelnd über 
grünen Feldern, und das Gold der Nachmittagsſonne 
funkelte auf dem Waſſer und ſpielte hin an den Häuſern 
der Stadt. 
Einzelne derſelben lagen auswärts in kleinen Gärten, 
von Epheu oder Wein lauſchig umrankt. Da müſſe ſich 
beſonders traulich wohnen, dachte er und war eben im 
Begriffe, an der Gartenpforte des einen vorüberzugehen, 
als ihm aus dem Hauſe ein furchtbares Angſtgeſchrei 
entgegenſchallte. 
Jakob ſchwang ſeinen Knotenſtock, ſtieß die Garten⸗ 
thür auf und ſprang in das Haus hinein. Da bot ſich 
ihm allerdings ein erſchütternder Anblick dar. In Blut 
gebadet, lag ein alter Mann mit ſchneeweiß wallendem 
Haar auf dem Boden, und neben ihm knieete ein etwa 
fünfjähriger Knabe, der in einem jort aus voller Kehle 
nach der Großmutter ſchrie. 
Niemand als Jakob war zur Hand. So mußte er 
denn helfen, ſo gut er konnte. 
Den alten Mann aufzuheben und auf ein Bett zu
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.