— 52 —
über die ungleiche Schneedecke, gleich als wollte er's mit
den Flügeln des Sturms um die Wette thun.
Auf einmal ſank er tief ein. Es ging ihm faſt bis
an den Hals. Alles Krabbeln, Stampfen und Arbeiten
half ihm nicht heraus.
„Ach, lieber Gott, wie ſoll das werden, ſie bekommen
mich nun gewiß,“ ſeufzte er angſtvoll.
Und im nämlichen Augenblick hörte er das Wiehern
eines Pferdes, und gleich darauf flog ein Reiter gerade
über ſeinem Kopf dahin.
Da duckte ſich Jakob erſt recht in den Schnee, denn
er war gewärtig, daß ihrer noch mehrere kommen würden.
Es geſchah aber nicht. Er ſah und hörte nichts mehr
von den Verfolgern.
Nun überlegte er, was zu thun ſei. Nach einer
Weile gelang es ihm, ſich frei zu machen. Dann lief
er, eine andre Richtung als bisher einſchlagend, ſeitwärts
fort, um weder mit der Diebesbande, noch mit einem
Reiter zuſammen zu treffen. Zum öftern ward Halt ge—
macht und gelauſcht, ob auch Gefahr im Verzuge ſei.
Da alles ſtill blieb außer dem Sturm, ſo dünkte ihm
die Richtung die beſte, und weiter und weiter ging's in
friſchem Lauf. Das Herz war ihm allmählich erleichtert.
Denn daß er allein war in finſterer Nacht, das betrübte
ihn nicht. Er hatte ein gutes Gewiſſen und glaubte ſonder
Zweifel, daß er doch nicht allein war. Wer hatte ihn
denn ins Schneeloch verſinken laſſen, damit der Reiter
ihn nicht gewahr würde? Das hatte gewiß der liebe
Gott ſo gemacht, und der war ſein Begleiter.
Da malte auch ſchon der nahende Morgen ſeine
lichten Streifen an den Himmel. Das Unwetter nahm
ab. In der Ferne waren auch Häuſer zu ſehen.