Full text: Der Sohn des Millionärs

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geliumshalle von Edinburgh Caſtle zu gelangen, und 
doppelt groß war ihr Vergnügen, als ſie bald darauf er⸗ 
juhren, daß das Ziel nicht allzu weit ſei. 
Leider war es noch nicht Abend, als ſie lechzend 
und hungernd vor der Thüre des verheißungsvollen Hauſes 
ſtanden. Sie verſicherten ſich indes gegenſeitig, daß der 
Magen es zur Not wohl bis zum Abend aushielte. 
Nur wenige Straßen weit wagte es ihre Sehnſucht, ſich 
von der Evangeliumshalle zu entfernen, als könnte ſonſt 
alles, wer weiß wie, in die Erde verſinken. 
Allmählich fing es an zu dämmern. Ach, wie er— 
wartungsvoll die kleinen Herzen ſchlugen! Das Wetter 
war noch unfreundlicher als geſtern. Ein ſcharfer Wind 
jagte Schnee und Regen vermiſcht in einemfort durch die 
Straßen. Viele fröſtelnde, dem Elende preisgegebenen 
Kinder durchſtrichen ſie, gleich herrenloſen Hündlein, die 
darauf angewieſen ſind, ſich die Biſſen zu ſuchen, wo ſie 
ihrer habhaft werden. Oftmals ſtanden ſie ſtill vor 
glänzenden Ladenfenſtern, wo ihnen die Schätze der Welt 
ins Auge ſtachen. Prachtvolle Wagen rollten an ihnen 
vorüber, und wehe, wenn ſie den Hufen der Pferde oder 
den Rädern zu nahe kamen! In Pelz gehüllte Herren 
und Damen und Kinder drängten ſie unwillig zur Seite 
und ſchritten mit behaglichem Lachen vorüber. 
Es könnte manchmal ſcheinen, als ließe Gott die 
Menſchen, ohne ſich um ſie zu bekümmern, gehen wie die 
Fiſche im Meer. Aber hat er nicht ſeinen lieben Sohn 
Jeſum Chriſtum zu uns geſandt und für uns in den 
Tod hingegeben, damit wir durch ihn ſelig würden? Er 
hat ein Vaterherz über alle Menſchen. In der Ewigkeit, 
wenn der Vorhang des Leibes abgefallen iſt, wird es 
offenbar werden, daß keins vergeſſen und verabſäumt war. —
	        
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