Full text: Der Sohn des Millionärs

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zur Decke und Kleider von einer Beſchaffenheit hat, 
daß ſie jeden Augenblick als Lumpen abfallen können. 
Solche Unglücksfälle ſind nichts Ungewöhnliches in 
einer Stadt wie London. Im Augenblick ſind ſie geſchehen 
und vergeſſen. Das Getriebe ſteht darum nicht ſtill. 
Wer fragt danach, ob ein Kinderherz erbebt und bricht? 
Nur der, der geſprochen hat: „Laſſet die Kindlein zu mir 
kommen“, und die mit ihm, welche auf ſein Wort zu 
ihm gelommen ſind, das heißt, die im Glauben und in 
der Liebe ſein geworden ſind. Wie liebeleer und lichtlos 
würde ohne ſolche die Erde mit ihrer Not und ihrem 
Tod ſein! 
Erſchrocken hielten unſere kleinen Freunde ein, als 
ſie das blutüberſtrömte Geſichtchen und die für tot auf⸗ 
gehobene abgezehrte Geſtalt ſahen. Jakob wollte durch⸗ 
aus wiſſen, was aus dem Verletzten werde. 
„Sie tragen ihn auf die Polizei,“ ſagte Anna. 
„Lieber möchte ich gleich tot ſein, als das.“ 
„Komm, wir wollen nach,“ trieb er. „Wir haben 
nichts Böſes gethan und brauchen uns nicht zu fürchten.“ 
Aber ſie hielt ihn ängſtlich am Arme feſt. 
„Ich fürchte mich doch,“ ſtieß ſie hervor, „und du 
wirſt nicht dahin gehen wollen, wo ich mich ängſtige.“ 
„So komm und laß uns Feierabend machen, ich 
bin ſo müde,“ gab er gutwillig nach. 
„Ja, ſchön Feierabend,“ grollte ſie auf. „Wer was 
gethan hat, kann Feierabend machen. Stehlen aber willſt 
du nicht. So haben wir nichts zu brechen, noch zu beißen, 
viel weniger noch ein Stübchen oder eine warme Ecke, 
wie du ſelber weißt.“ 
„Schön wär' es,“ ſagte er halb vor ſich hin. „Es 
iſt kalt. Ich glaube, wir kriegen bald Schnee und Eis.
	        
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