Full text: Der Sohn des Millionärs

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entgegenſchwamm. Möven umflogen ihn, ſchoſſen wie 
Pfeile um die geſchwellten Segel, tauchten nieder auf den 
Waſſerſpiegel und taumelten jetzt wieder in der Luft hoch 
oben um die flatternden Wimpel her. 
„Könnt' ich nur mit!“ dachte Jakob. Aber der 
breite Waſſerſpiegel war zwiſchen ihm und dem Schiffe. 
„Hätt' ich Mövenflügel!“ wünſchte er. Aber es wuchſen 
ihm keine an. 
Als er ſich nach Anna umſah, war ſie nicht mehr 
da, bis er am Ende ein Stück weiter hinab, nach den 
Trocken-Docks zu, wo Schiffe im Bau begriffen waren, 
ihr ſtruppiges Köpſchen gewahrte. Ohne ſie kam er ſich 
ganz verlaſſen vor, während ſie ſich um ihn nicht zu be⸗ 
kümmern ſchien. Er lief ihr nach, und ſie gingen einſilbig 
ohne Ziel und Zweck immerzu. 
Es war bald Mittag, als ſie in die erſte beſte 
Straße einbogen. Da ſtand ein dicker Bäcker, dem die 
Wohlhabenheit auf den Backen glänzte, die Hände in den 
Taſchen, vor ſeiner Thür. Jakob hatte gemerkt, daß Anna 
vor Hunger kaum noch fort konnte. Sie ſah wirklich ganz 
elend aus, und das wollte bei ihr etwas ſagen. Sie 
war das Hungern nicht gewohnt wie er. So ermannte 
ſich denn das Büblein und trat beſcheiden vor den feiſten 
Bäckermeiſter, der es wohl für Luft halten mochte, denn 
er ſah es gar nicht an. 
„Bitte recht ſehr,“ fing Jakob an, „wir ſind arme 
hungerige Kinder, wollen Sie uns nicht ein Brötchen 
ſchenken?“ 
Baff, hatte er eins hinter den Ohren, daß ihm die 
Mütze abgeflogen wäre, wenn er eine aufgehabt hätte. 
Als er wieder zu ſich kam, war der Bäckermeiſter im 
Hausgang verſchwunden. Statt ſeiner ſtand die Frau
	        
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