— 21 —
einem Thorbogen oder unter einer Brücke oder ſonſt wo
ein Freilogis ſein. Wie treiben's die andern?“
Dieſe Ausſicht war überraſchend für ihn, der bisher
wenigſtens ein ſicheres Plätzchen gehabt und an völlige
Obdachloſigkeit noch mit keinem Gedanken gedacht hatte.
Aber ſchneller, als man hätte glauben ſollen, kam
er über ſeine Bedenken fort. Was andere Jungen konnten,
das konnte er auch; übrigens wollte er ſich vor einem
Mädchen nicht lumpen laſſen. Er ſagte deshalb ganz ge⸗
faßt zu Anna: „Mir ſoll es recht ſein. Ich fürchte
mich nicht.“
Der Morgennebel fing an, etwas auseinander zu
gehen. Arbeiter kamen daher, Wagen rollten hin und
wieder, auch auf der Themſe regte ſich das Tagesleben,
und aus offenen Bäckerläden duftete gar herrlich das
friſche Gebäck.
Anna warf lüſterne Blicke hin. Jakob kehrte ſich
nicht an die Wohlgerüche, denn er merkte bald, daß ſie
zu mächtig über ihn werden könnten. Er wollte nicht
einer von denen werden, deren böſem Treiben ja nun die
Strafe über den Hals gekommen war wie der Blitz aus
dem Himmel. Und wenn auch nicht, nein, ſie machten
ihm nicht Luſt zu ihrer Art.
Jakob ging dicht an ein Dock heran. Mächtige
Schiffe lagen darin zum Ein- und Ausladen. Mit
mächtigen eiſernen Krahnen, die beinah wie Elefanten
ausſahen, wie ſie ſich hin und her drehten, war die Arbeit
ſchnell beſorgt. Das beobachtete er mit Vergnügen. Auch
ging es ihm durch den Sinn, wohin wohl die belaſteten
Schiffe führen? Er wäre gern mitgefahren. In London
gefiel es ihm gar nicht.