Full text: Der Sohn des Millionärs

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Damit trieb fie die verſchlafenen Kinder in die Nacht 
hinaus. 
„Raſch, raſch fort!“ befahl ſie. „Und haltet überall 
den Mund. Das Themſewaſſer iſt ſonſt tief genug, und 
der lange Heinrich wird nicht länger als notwendig im 
Gefängnis bleiben. Holla, macht, daß ihr fortkommt.“ 
Anna nahm Jakob bei der Hand, und im Laufe 
ging es ſtraßaus, ſtraßein, bis ſie im Morgengrauen 
Tower-Hamlets, das Oſtende Londons, erreichten. 
Das erſte Regen des wiedererwachenden Tageslebens 
begann eben. Matt und müde ſtanden die beiden heimat— 
loſen kleinen Geſchöpfe ſtill und ſahen ſich neugierig um. 
„Ich habe Hunger,“ ſagte Anna. „Aber wir werden 
warten müſſen, ehe etwas zu bekommen iſt.“ 
„Haſt du denn Geld?“ fragte Jakob verwundert, da 
ſie ſo beſtimmt ſprach. 
„Geld! Von wem ſollt' ich's haben? Man nimmt 
eben, wo man's bekommt. Hunger thut weh.“ 
„Aber ich will nichts Geſtohlenes.“ 
„So mußt du verhungern, wenn du dabei bleibſt.“ 
„Nein, ich werde mitleidige Menſchen um Brot oder 
um einen Penny bitten.“ 
„Das ſagſt du?“ rief Anna erſtaunt. 
„Ja, weil du und ich wirklich nichts zu eſſen haben. 
Für ſchlechte Menſchen, die ich haſſe, mag ich nicht 
betteln.“ 
„Aus Not kann man aber auch nehmen, wo es 
angeht.“ 
„Nein, das iſt ſchlecht.“ 
„Woher weißt du das?“ 
Er ſann einen Augenblick nach.
	        
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