Full text: Der Sohn des Millionärs

aber ſchlecht. Bevor er noch die Straße verlaſſen hatte, 
regnete es ſchon Hiebe auf ihn. Wollte dem ſchreienden 
Jungen jemand zu Hülfe eilen, ſo hörte er den Peiniger 
die Worte ausſtoßen: „Daß ſich Gott erbarm, was iſt 
das für ein Strick von Sohn“, oder: „Daß ſich Gott 
erbarm, welch ein Taugenichts von Bruder du biſt!“ 
Niemand ahnte, daß da von einem väterlichen oder 
brüderlichen Verhältnis gar nichts wahr war. „Es muß 
auch ein recht verkommener Junge ſein,“ dachten die 
Leute und überließen ihn ſeinen Peinigern. 
Mit dem Fortlaufen war es alſo nichts. Trotzig 
und finſter blieb Jakob auf der Stelle, die man ihm an⸗ 
gewieſen hatte. Er ſah das große, rauſchende Leben an 
ſich vorüberziehen. Er ſah auch ſo manches glückliche 
Kind an der Seite von Vater und Mutter. Ach, ihm 
war ſolch freundliches Los nicht zugefallen. Morgens 
erſchien er auf ſeinem Platz, oft ohne etwas gegeſſen zu 
haben, und abends ward er heimgeholt, bald von dieſem, 
bald von jenem. 
Am widerwärtigſten von allen dünkte ihm der lange 
Heinrich. Der war ein fürchterlicher Menſch. Er war 
ſelten nüchtern, und allemal gab's Lärm und Toben, kam 
er daher, als ob der Böſe leibhaftig in ihm ſteckte. Gegen 
niemand aber donnerte er und ſchlug er mehr los als 
gegen ihn, und er hatte ihm nie was zuleide gethan, 
kannte ihn auch erſt ſeit ein paar Wochen. 
Der lange Heinrich war freilich auch bis zur Un⸗ 
kenntlichkeit verändert, ſeit ihn die Sünde von ſeiner. 
ſchönen Stelle verjagt hatte, wie weiland die erſten Menſchen 
aus dem Paradieſe. Damals war alles an ihm ſchmuck 
und gewählt. Jetzt hingegen konnte es keinen ſtruppigeren 
Kerl geben als ihn. Selbſt auf ſeine Redeweiſe hatte 
J. Bonnet, Der Sohn des Millionärs. 2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.