Full text: Der Sohn des Millionärs

letzteren in Marylebone, ziemlich nah an dem glänzenden 
Cavendiſh Square, nahm ſich in dieſer Nebelhülle 
doppelt unheimlich aus. Während Schwärme der ſchönſten 
Wagen mit in Sammt und Seide gekleideten Herren und 
Damen am Ende der Gaſſe vorüberrollten, lag ſie als 
das Bild des Elends da. Zerlumpte Geſtalten trieben 
ſich umher, man hörte Streit und Lärm, die Häuſer hatten 
ein trübſeliges, zum Teil verfallenes Ausſehen, kurz, alles 
dort deutete auf Elend und Verkommenheit hin. 
In einem jener traurigen Häuſer hockte eine Alte 
auf dem Boden eines Gemaches, das der Armſte bei uns 
entſetzlich gefunden haben würde. Allerlei Kehricht lag 
dort haufenweiſe herum, verdorbene oder abgenagte 
Fiſche, Lumpen, Holzſtücke, Kohlblätter und wer weiß, was 
noch. Das Fenſterkreuz war herausgebrochen, die Thür hing 
ſchief in der Angel, die Wände waren des Kalkes beraubt 
und widerlich ſchmutzig. Ein unerträglicher Geruch ver— 
peſtete die Luft trotz des zerſchlagenen Fenſters, durch das 
der Abendnebel wie eine dicke Wolke hereinwallte. Kein 
Strahl des Lichts, der Ordnung, des Behagens, der Freude 
erhellte die traurige Stätte. 
Die Alte kaute irgend etwas, wie es ſchien, um der 
Langeweile willen. Manchmal aber hielt ſie inne in dem 
Geſchäft und neigte das Haupt der halboffenen Thüre zu, 
wie in Ungeduld, daß ſich immer noch nichts hören ließ. 
Doch halt? ein wüſter Lärm ſchallte von der Straße 
herein. Einen Augenblick reckte ſie aufhorchend den Hals. 
Doch was ging ſie der Streit an? Er war nichts Neues 
in der Gaſſe. 
„Der kleine Schlingel!“ murmelte ſie. „Wo er 
nur ſo lange bleibt? Wenn der lange Heinrich
	        
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