— 106 —
die Angeſichter. Ahnlich ſo mögen Joſephs Brüder vor
ihm geſtanden haben.
Lächelnd, das Antlitz überſtrahlt von Mutterſtolz
und Glück betrachtete Frau Benfield den Vorgang. Doch
ſchon trat ihr Sohn wieder zu ihr und geleitete ſie zur
Hausthür.
Plötzlich aber ward ſie zurückgedrängt. Es ſtürmte
einer daraus hervor und gerade auf ihren Mutterſtolz zu,
den er mit ſeinen Armen umfing, indem er faſt atemlos
rief: „Jakob! Jakob! Jakob!“
„Aber, Junge!“ ſagte Meiſter Schoolbook, der hinter
ihm herkam. „Das paßt ſich nicht mehr. Aus deinem
Jakob iſt Herr Willy Benfield geworden, ein reicher, vor⸗
nehmer Herr, wie es nicht viele giebt. Ihr Diener, Herr
Benfield!“
Dieſer hatte ſeinen kleinen Freund, der wie eine
Katze an ihm heraufgeſprungen war, in die Arme geſchloſſen,
und beide ſchluchzten vor Freude auf.
„Gönnen Sie meinem Sohne dieſen Augenblick, Herr
Schoolbook,“ ſagte Frau Benfield im herzlichſten Tone.
„Er hat ſich danach geſehnt, Wilhelm zu danken als ſeinem
größten Wohlthäter, und wir wären, wie er Ihnen bereits
geſchrieben hat, früher gekommen, unſere Dankesſchuld ab⸗
zuſtatten, wenn nicht mein lieber Mann auf dem Kranken⸗
bett ſeinen ſo wunderbar wiedergefundenen Sohn allzu
ungern entbehrt hätte. Ach, Sie können ſich denken, was
das für eine unausſprechliche Wonne war, als das ge⸗
ſtohlene Medaillon zum Mittel unſerer Wiedervereinigung
geworden war, als wir uns neugeſchenkt Aug' in Auge
wiederſahen. Ob ich ihn nicht gleich erkannt hätte! Auf
der Stelle! Es war überwältigend!“
Ihre Stimme bebte, und ihre Augen füllten ſich