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ſicherſten Beweisgegenſtand, und hier iſt auch das ge—
ſtohlene Medaillon.“
Der Friedensrichter war ſo überraſcht von dieſer
Wendung, daß er ſich erhob und ein paar Schritte
vortrat.
„Aber,“ ſagte er plötzlich, „der da hat doch ein—
geſtanden, daß er an beſagtem Tage die Schornſteine des
Benfieldſchen Landhauſes gekehrt hat.“
„Freilich hat er das, Euer Edlen. Das iſt ganz
richtig. Aber dieſer hier, der Obergeſelle, iſt nach ihm
gekommen und hat nachgekehrt, weil er es nicht ordentlich
gemacht habe.“
„Davon haben die Zeugen nichts erwähnt,“ bemerkte
der Gerichtsſchreiber. „Sie ſagten aus, der Obergeſell
habe den andern einen Gauner genannt, der allezeit ein
Gauner bleibe, wie er es geweſen ſei.“
„Ja,“ ſagte Johnſton zitternd, „das hab' ich geſagt,
aber ich nehm' es zurück, ich bitte um eine gnädige Strafe,
Euer Edlen, ich habe nachgekehrt und das Medaillon ge—
nommen, ich will ja alles geſtehen und bitte um eine
gnädige Strafe.“
Der Friedensrichter, der ganz nahe bei Jakob ſtand,
nahm das Medaillon, betrachtete es von allen Seiten
und drückte es dann auf. Es enthielt das Bild einer
Dame, ein ſo überraſchend liebliches Bild, daß er es
abermals nach den verſchiedenſten Seiten wandte, um
beſſer ſehen zu können, bis er es zuletzt auf dem Tiſch
niederlegte.
Auch Jakob warf einen neugierigen Blick darauf.
Plötzlich beugte er ſich weit vor. Auch das genügte
ihm nicht. Er ergriff das Medaillon, und wie verklärt
leuchtete ſein Geſicht. Seine Hände zitterten, ſein ganzer