Full text: Der Hexenmüller in der Wisper

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Horch, jetzt ſprach auch der Hexenmüller, aber es waren 
beruhigende Worte für den jungen Menſchen. 
„Ich dulde,“ ſagte der Hexenmüller, „keinen Mord 
in meinem Hauſe. Die Geſchichte mit dem Förſter wird 
ſchon Skandal genug machen. O verflucht die Stunde, 
wo ich mich mit dieſem verſunkenen Menſchen eingelaſſen 
habe. Er iſt noch mein Unglück.“ 
„Oho, Hexenmüllerchen!“ ſchrie der „lange Lenz.“ 
„Du willſt die Stunde verfluchen, wo du mich kennen 
gelernt haſt. Wer hat dich denn geſucht, du Schuft? 
Haſt du dich nicht an mich gedrängt in dem reichen Bauers⸗ 
hofe und haſt dich vollgeſogen wie ein Blutegel und haſt 
mich zu dem gemacht, was ich bin Leugne es, wenn du 
kannſt, du elender Wicht! Ich bin zehnmal beſſer wie 
du, wenn auch Blut an meinen Fingern klebt. Ich habe 
nichts geſucht wie mein gutes Recht auf den Kloſterhof. 
Wer mir entgegenſteht, muß dran. Das iſt eben mein 
Recht. Ich ſuche auch droben an dem jungen Laffen mein 
Recht.“ 
„Recht!“ lachte höhniſch der Hexenmüller. Ich will 
dir einmal ſagen, was dein Recht iſt.“ 
Er dämpfte abſichtlich ſeine Stimme, weil er vielleicht 
an ſeinen jungen Gaſt dachte, aber derſelbe hörte ihn doch. 
Er hatte an der Wand eine Stelle gefunden, wo er Wort 
für Wort verſtand. 
„Deine Mutter hat mir die ganze Geſchichte erzählt, 
fuhr der Hexenmüller fort. „Einem täppiſchen Kerl, wie 
dir, durfte man nichts ſagen davon. Du hätteſt von 
vornherein einen Querſtrich durch die Rechnung gemacht. 
Siehe, dein Vater war ebenſo ein Trunkenbold wie du. 
Er hatte einen Prozeß gegen den alten Kloſterbauer ver 
loren und ſaß, um ſich zu tröſten, im Ranzeler' Wirts
	        
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