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ich nicht klug werden kann. Du biſt ja ſo eine Art
Schriftforſcher. Es bezieht ſich jedenfalls auf unſere An⸗
ſprüche auf den Kloſterhof, ſo viel kann ich herausbringen.“
Der Hexenmüller hatte die Brille aufgeſetzt und ſtudierte
eifrig in dem alten Papierfetzen.
„Das Schriftſtück habe ich ſchon einmal in den Händen
gehabt,“ ſagte er. „Deine Mutter hat es mir zum Leſen
gegeben. Aber wie biſt du dazu gekommen?“
„Ach, es iſt lächerlich zu erzählen,“ erwiderte der ange
Lenz“. „Du weißt, daß ich an all dieſe Spukgeſchichten
und den ganzen Krimskrams nicht glaube. Wenn es ja
wahr wäre, hätte mich der Teufel längſt geholt. Aber
es träumte mir ein paar Nächte hintereinander: der alte
Kloſterbauer wäre an mein Bett gekommen und hätte mir
ins Ohr geflüſtert, in der hinterſten Ecke des alten Kleider⸗
ſchrankes meiner Mutter läge ein Papier, das ſolle ich
nehmen und ſchaffen, daß er einmal Ruhe im Grabe
bekomme. Ich lachte darüber, wenn ich wach wurde. Als
es aber zum drittenmal kam, dachte ich, du ſiehſt einmal
nach; und richtig, da lag dieſes alte Papier. Jetzt ſag
mir einmal, was ich mit dem Ding anfange. Du ſollſt
ja doch klüger ſein als jemand weit und breit.“
„Darüber kann ich dir keine Antwort geben,“ erwiderte
der Hexenmüller, „aber frage den jungen Herrn hier hinter
dir, der wird dir Antwort geben.“
Der junge Forſteleve war nämlich in ſeiner Aufregung
über alle dieſe Geſchichten aus der Kammer heraus mitten
in die Stube hereingetreten, von dem angen Lenz“ wohl
nicht bemerkt, der mit dem Rücken nach der Kammer zu
ſaß, aber deſto beſſer von dem Hexenmüller, der mit
Freuden das erregte Weſen des jungen Mannes ſah und
vor ſich hinmurmelte: „Es wirkt, es wirkt.“