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er nichts, ſo hart ihn auch der Hexenmüller mit Fragen
bedrängte.
„Warte, Schlaukopf,“ murmelte der Hexenmüller für
ſich, „ich erwiſche dich doch noch.“
„Das iſt richtig,“ ſagte er dann laut, „daß ich ein—
mal wegen der Lenziſchen Geſchichte bei der Kloſterbas
war. Ich weiß es noch wie heute. Damals lebte aber
die Mutter des „langen Lenz', die alte Lenzbäuerin“, noch.
Dieſe hatte mir eines Tages ein Papier gezeigt, wonach
der alte Kloſterbauer dem Lenzbauer den Kloſterhof abtrat,
und mich gebeten, ich ſolle die Sache in die Hand nehmen.
Aber ich wollte nichts damit zu tun haben. Wie? ſollte
ich gegen meine eigenen Verwandten auftreten? Ob nun
das Papier noch vorhanden iſt, und ob der „lange Lenz'
überhaupt etwas davon weiß, kann ich nicht ſagen. Die
alte Lenzin iſt tot, und mit dem „langen Lenz' mag ich
keinen Verkehr haben. Der Kerl iſt mir zu gefährlich.
Aber wozu auch in dieſen alten Geſchichten herumwühlen?
Da niemand kommt und ſich meldet, läßt man am beſten
den ganzen Kram.“
Die Stimme des Hexenmüllers klang ſo treuherzig.
Er ſelbſt ſah ſo ehrbar und bieder aus, ganz anders, wie
ſich der junge Seebold ihn vorgeſtellt hatte, ſo daß der
ſelbe allen Verdacht ſchwinden fühlte. Er hätte ihm ſogar
von der Spukerei im Kloſterhofe erzählt, wenn er ſich
nicht vorgenommen hätte, daß dieſes Hausgeheimnis nicht
unter die Leute kommen ſollte.
„Das iſt ſchlimm,“ ſagte er, „daß Sie nicht mehr
wiſſen. Es iſt alſo doch einmal ein Anſpruch vorhanden
geweſen. Was fangen wir aber jetzt an? Gott, wenn
Sie wüßten, wie meine arme alte Tante in einer Auf⸗
regung iſt. Ich fürchte wirklich für ihr Leben. Etwas