62
Jungen hältſt du da, dagegen den „Schuſterwillem“ ſchaffſt
du aus dem Haus. Wir brauchen keinen unberufenen
Zeugen.“
Als die neuen Ankömmlinge kaum in das Haus
getreten waren, ſchlich der Hexenmüller zur Hintertüre
hinaus und ſtieg zu der verfallenen Raubburg hinauf, wo
in verborgenen Kellerräumen der Aange Lenz“ ſeine Lager⸗
ſtätte hatte.
Der junge Forſteleve hatte das Geſpenſterabenteuer
der Nacht vollſtändig von ſich abgeſchüttelt. Am hellen
Tage ſtand es womöglich noch feſter bei ihm, als in der
Nacht, daß der Geſchichte nur eine Betrügerei zu grunde
liegen könne. Freilich einen Anhalt für dieſe Anſicht
hatte er nicht, aber in dem bekannten jugendlichen Selbſt⸗
vertrauen zweifelte er nicht einen Augenblick, daß er der
Sache auf die Spur kommen würde. Vielleicht war er bei
ſeinem Gang zum Hexenmüller ſchon auf dem rechten Wege.
Aber fein, höchſt diplomatiſch mußte er auftreten, da
von überzeugte er ſich immer mehr durch die wunderbaren
Geſchichten, die der redſelige, Schuſterwillem“ vom Hexen
müller erzählte, und woran derſelbe wie an das Evangelium
glaubte. Ein ſchlauer Kunde war jedenfalls der Kerl, vor
dem man nicht genug auf der Hut ſein konnte.
Der „lange Lenze dagegen war ein gefährlicher Patron,
wenn es auch nicht wahr war, was der „Schuſterwillem“
behauptete, daß derſelbe gegen Kugeln feſt wäre und Frei⸗ ö
kugeln ſchöſſe, ja ſich unſichtbar machen könne. Jedenfalls
gehörte Klugheit und Entſchloſſenheit dazu, mit beiden zu ö
verhandeln. ö
Otto Seebold zweifelte indeſſen nicht einen Augenblick,
daß er die nötige Entſchloſſenheit und dieſe feine diplo⸗
matiſche Kunſt beſitze.