baldigen Auflöſung entgegenzuſehen ſchien. Aber ſo war
es ſchon ſeit Menſchengedenken geweſen, und immer noch
ſtand und ſeufzte die alte Mühle zur Verwunderung aller
Welt, die auch darin ein Hexenwerk erblickte.
Die Mühle lag einſam und abgelegen im unwirtlichſten
Teile des Wiſpertales, wo düſtere Waldungen und ab⸗
ſchüſſige Felsmaſſen ſich ſtritten, wer das Tal ſchauriger
und wilder mache.
Die Ruinen eines alten Raubſchloſſes, die von der
kahlen Felskuppe auf die Mühle herunterblickten, vermochten
dabei der Gegend kein freundlicheres Anſehen zu geben.“
Übrigens konnte ein Mann, der auf den Aberglauben
ſeiner Mitmenſchen ſpekulierte, ſich kaum ein gelegeneres
Plätzchen ausſuchen. In dieſer unheimlichen Abgeſchieden⸗
heit grauſte es einem unwillkürlich, und man ſah Ge—
ſpenſter am hellen Tage.
Es war Praxis auf der Hexenmühle, ſobald ein Be—
ſucher von dem Wachtpoſten gemeldet wurde, die Mühle
in Gang zu bringen, ſelbſt wenn gar nichts zu mahlen da
war. Der Hexenmüller ſelbſt aber verſchwand in die obere
Stube, wo Einrichtungen getroffen waren, den Gaſt zu
beobachten und zu behorchen.
Der Fremde traf nunmehr eine ganz gewöhnliche
Mühle, wie es ſolche mehr gab in dem düſteren Tale,
eine ſcheinbar ſtupide, halbtaube Müllersfrau und ein paar
unhöfliche, rohe Bengel, die er nach Belieben für Müller—
burſchen oder Söhne des Hauſes anſehen konnte. Von
dem Hexenmüller ſelbſt ſah und hörte er nichts.
Das währte ſo lange, bis der Gaſt der immer miß⸗
verſtehenden Alten ſein Anliegen wenigſtens zwei- oder
dreimal und immer bezeichnender ins Ohr geſchrien und
ebenſo oft nach dem Müller gefragt hatte. Allmählich