Es iſt möglich, daß alles nur Einbildung iſt. Man hat
dir Gewiſſensſkrupel gemacht über dein Anrecht auf den
Hof. Dein Gewiſſen aber hat dich ſo geplagt und geängſtigt,
daß du das dumme Geſchwätz der Leute über das Umgehen
des Hofbauers geglaubt und ſo am Ende ſelbſt das Ge—
ſpenſt geſehen haſt. Vielleicht haben auch Leute, die ein
Intereſſe daran haben, nachgeholfen. Wenn aber dein
Blick nicht befangen wäre, würdeſt du leicht alles durch⸗
ſchauen. Siehe, Tante, dieſer Glaube an das Umgehen
nach dem Tode iſt noch ein Stück heidniſchen Weſens, wie
überhaupt gar mancher Aberglaube noch aus dem grauen
Heidentum ſtammt. Wir aber wollen Chriſten und keine
Heiden ſein. Die Seele geht nach dem Tode zu Gott, von
dem ſie ausgegangen iſt, ſpaziert darum durchaus nicht mehr
auf der Erde herum, zum allerwenigſten aber mit weißer
Zipfelmütze und Stiefelabſchnitten. Es iſt eine ganz ſinnige
Sage, ich will es zugeben, daß Leute, deren Gewiſſen be
ſchwert iſt, nicht Ruhe finden im Grabe, daß Geizhälſe
nach dem Tode noch immer ihre vergrabenen Schätze be
wachen müſſen, und daß ſpitzbübige Bauern, die im
Leben die Grenzſteine verrückt haben, dort an der falſchen
Grenze umgehen müſſen, aber es iſt doch nur Sage. Etwas
anderes iſt es, wenn die, Lenze“ oder ſonſt irgend jemand An
ſprüche auf den Hof haben. Da will ich ganz gewiß nicht
im Wege ſtehen, du ſollſt dein Gewiſſen nicht beladen, und
wenn auch nur in der Einbildung. Streiche meinen Namen
vorläufig ganz vom Teſtamente und laß alles erſt vom
Gerichte klarſtellen, ehe du wieder verfügſt. Ich halte es
ſogar jetzt, nachdem dieſes dumme Gerede über den Hof
dich und andere beunruhigt hat, für deine Pflicht, daß du
dies tuſt.“
Der „Kloſterbas“ wollte es bei aller Geſpenſterfurcht
Schupp, Der Hexenmüller 4