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ſterben können. Ein Geheimnis hatte auf ſeiner Seele
gelegen, das er mit in den Tod nahm. Jetzt habe ich
dir den Haupthof vererbt und dem jungen Förſter, unſerem
Paten, die Nebenbeſitzungen, und ſiehe, da iſt auch wieder
der alte Hofbauer, um Einſprache zu erheben. Was hat
das alles zu bedeuten, und wie iſt das zu erklären, daß
damals mein Mann ſo plötzlich ſtarb und jetzt der Förſter
halbtot heimgebracht wurde? Vielleicht geht es auch dir
noch an dein junges Leben, mein Kind. Und ich — ich
bin dann ſchuld daran. Ich mache mir Vorwürfe über
Vorwürfe. Damals, in meiner Schwermut nach dem Tode
meines Mannes, hatte ich den feſten Vorſatz gefaßt, die
Anſprüche der ‚„Lenze“ unterſuchen zu laſſen und den Hof
abzugeben. Aber als ich wieder geſund war und mitten
in meiner Tätigkeit, gewann die Liebe zu dem ſchönen
Beſitztum die Oberhand. Wer wird auch von der frei
ſchaltenden und waltenden Kloſterbäuerin gern zur Bettlerin
herunterſteigen? Damals ahnte ich natürlich nicht, daß
ich noch einmal in meinem Leben ſo elend werden könne.
Auch meldete ſich niemand, weder ein Lebender noch ein
Toter. Es wurde ſelbſt nicht einmal mehr über den
Gegenſtand geſprochen. Nur einmal, als der „ange Lenze
ſchon längere Zeit im Zuchthaus ſaß, kam eines Tages
der „Hexenmüller‘ zu mir und ſprach über die Angelegen
heit. Ich mochte den Mann nie leiden, ſo berühmt er
auch geworden iſt, und obgleich er ein Verwandter von
mir ſein will. Er iſt ein falſcher, heimtückiſcher Geſelle,
der jedenfalls meinen Bruder, der mir allein am Leben
blieb, auf dem Gewiſſen hat. Er hat den gutherzigen,
aber etwas albernen Jungen, der ein paar Jahre jünger
war, als er, in alle möglichen ſchlechten Streiche eingeführt
und einen ſolchen Strick aus ihm gemacht, daß man es