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Geſchichten ſind ſo ſeltſam, daß man nicht weiß, was man
dazu ſagen ſoll. Allein, als du den Namen „Katharine“
nannteſt, war es mir, als wenn eine Spur auftauchte, der
man nachgehen könnte. Die Spur iſt allerdings ſo un
beſtimmt, wie möglich, denn ich habe gar keine Vermutung.
Aber ſolchen Spukereien, wie du ſie erzählſt, liegt entweder
eigene Täuſchung oder eine Betrügerei zu grunde. Da
es aber, wie du mit aller Entſchiedenheit erklärſt, keine
Täuſchung iſt, muß es eine Betrügerei ſein, und es iſt
Pflicht, nach den Betrügern zu ſuchen.“
„Kind! Wenn du mir das beweiſen könnteſt, könnteſt
du mir mein vergangenes Lebensglück wieder erobern,“
ſagte die „Kloſterbas'. „Doch leider Gottes,“ fügte ſie tief
traurig hinzu, „iſt hier kein Betrug möglich. Otto,“ ſagte
ſie darauf, „du wirſt ja einmal ſpäter den Hof erben. Du
mußt es zunächſt wiſſen. Die Geſchichte des Hofes hat
einen dunkeln Punkt. Wenn ich auch den Hof ſeit langen
Jahren beſitze, kann ich nicht ſagen, ob ich die rechte Beſitzerin
des Hofes bin oder nicht, und ob ich ein Recht dazu
habe, ihn zu vererben. Es hat allerdings während meiner
Lebzeiten niemand Anſprüche erhoben, und ſcheint auch
niemand Urkunden in den Händen zu haben. Aber früher
ging das Gerücht, die „Lenzen“ du weißt ja vom „langen
Lenz“, hätten noch immer ein Recht und wären vom alten
Hofbauer darum betrogen worden. Wie geſagt, von
Lebenden hat ſich niemals einer direkt gemeldet, aber aus
dem Grabe heraus wird Einſpruch gemacht, als wenn
der Tote es nicht zufrieden wäre, daß der Hof nicht in
die rechten Hände käme. Als mein ſeliger Mann mir
durch ein Teſtament den Hof vermacht hatte, kam der alte
Hofbauer aus dem Grabe hervor und ging eine Zeitlang
um. Er hatte ſchon drei Tage nicht leben und nicht