immer banger wird das Menſchenkind. Und nun iſt die
wilde Jagd ſelbſt da. Man iſt mitten drin. Es vergeht
einem Hören und Sehen vor dem Brauſen und Heulen
und Ziſchen und Pfeifen. Aber da iſt es auch ſchon vor
beigehuſcht.
Man hört es noch in den Gebüſchen donnern. Und
ſiehe, da iſt er ſelbſt wieder droben am Himmel. Das ge
ängſtigte Auge ſieht ihn wenigſtens in den Wolken da
hinjagend, den „wilden Jäger“. Es ſieht ſein weißes,
ſchäumendes Roß, ſeine wilde, ſchattenhafte Geſtalt, ſein
gell tönendes Jagdhorn, und hinterdrein huſchen die
anderen Geſtalten, bald am Himmel hinfahrend, bald durch
die Wälder und Schluchten donnernd.
Das Ganze iſt nichts anderes als die Schauer der
Naturwelt in ihrer Einwirkung auf das Menſchenherz,
auch eine Sprache Gottes zu uns, die nur zu oft falſch
verſtanden wird.
Die „Kloſterbas“ in ihrem erſchreckten Weſen vermochte
das Erbauende und Erhebende, was auch in der Majeſtät
ſolcher Sturmnacht liegt, nicht zu erfaſſen. Sie fühlte
nur das Unheimliche, Grauſige. Für ſie lauerten ja über
all wieder die finſteren Gewalten des Verderbens.
„Da drüben im Wiſpertal, wo der Sturm brütete,
brütet auch mein Unheil,“ ſagte ſie ahnungsvoll.
Sie wollte eben das Fenſter ſchließen, vor Froſt zitternd,
als ihr Blick gebannt wurde durch eine geſpenſtige Ge
ſtalt, die plötzlich in dem öden Hofe erſchien.
Ihre Zähne fuhren klappernd zuſammen, ihr Haar ſtieg
langſam aufwärts, und kalte Schauder rieſelten durch ihr
Gebein.
Es war wahrhaftig der alte Kloſterbauer, wie er leibte
und lebte. Er zappelte von Stall zu Stall und ſteckte
ſeine weiße Zipfelmütze und ſeine lange Naſe hinein.