Full text: Der Hexenmüller in der Wisper

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Doch diesmal wollte es ihr gar nicht gelingen. Noch 
immer glühte ihr Kopf wie im Fieber. Die neuen 
Schrecken hatten die alten wieder wachgerufen. Es war 
ihr faſt zu Mute wie damals, als man ihren geliebten 
Gatten tot aus dem Walde brachte, und als ihre Sinne 
ſich verwirrten. 
Sie mußte die Arbeit niederlegen und öffnete ein 
Fenſter, um an dem eiſigen Nachtſturm draußen ihr heißes 
Geſicht zu kühlen. 
Zerriſſene Wolken jagten im wilden Wettlauf am 
Himmel hin und huſchten wie geſpenſtige Schatten über 
die ſchmale Mondſichel. Auf der Erde ſchüttelte dagegen 
der Sturm Häuſer und Bäume und heulte und donnerte 
und pfiff und winſelte dazu. 
Es war eine jener Nächte, wo, wie man ſagt, man 
keinen Hund vor die Türe laſſen möchte, wo man ſchnell 
den Kopf wieder zurückzieht, wenn man zum Fenſter 
hinausgeſchaut hat, und ſich fröſtelnd und ſchauernd zum 
warmen, behaglichen Ofen wendet, und wo in einſamen 
Waldgebirgen die Sage vom ,wilden Jäger entſtaͤnden iſt. 
In dem Dunkel der Waldtäler ſahen ja auch die 
jagenden Wolkenbilder am Himmel noch geſpenſtiger aus 
wie ſonſt. Und dort heult, donnert, pfeift und winſelt 
der Sturm noch ganz anders. Wer will es da juſt dem 
ſchwachen Menſchen in ſeiner abergläubiſchen Beſchränktheit 
übel nehmen, wenn er ſolche Sagen wie die vom „wilden 
Jäger“ glaubt? Denn wie eine losgelaſſene Höllenmeute 
ſauſt's aus den Lüften herunter und weht der Sturm durch 
alle Schluchten des Gebirges. Man hört in der Tat 
faſt das Bellen der Rüden, das Blaſen der Hörner, das 
Knallen der Büchſen, das Lärmen des Troſſes. Und im 
mer näher kommt es, und immer lauter lärmt es, und
	        
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