In ähnlicher Weiſe kam nachts oft Lärm in das Haus,
indem einer oder der andere Hilfe ſchreiend aus ſeiner
Kammer ſtürzte und jeder erzählte: ‚Er ſei wach geworden,
und da hätte der Kloſterbauer mit Zipfelmütze und langer
Naſe ſich über ihn gehängt und getan, als wolle er ihm
in das Ohr flüſtern.“
Das Geſinde kündigte auf. Niemand wollte mehr in
dem geſpenſtigen Kloſterhofe dienen.
Zu gleicher Zeit tauchte das Gerücht auf, der Kloſter
bauer finde keine Ruhe im Grabe, da er dem angen
Lenz' den Kloſterhof geſtohlen habe
Die junge Hofbäuerin beack htete anfangs in ihrem
ungeheuren Schmerze über den Verluſt ihrer Kinder kaum
dieſe dunklen Geſchichten. Allein ſie wurden zuletzt ſo
laut, daß ſie dieſelben doch noch beachten mußte.
Sie fragte ihren Mann, was das alles zu bedeuten
habe; dieſer machte ein bedenkliches Geſicht. Er war ſelbſt
zweifelhaft.
„Ich kann nicht entſcheiden,“ ſagte er, „ob hier ein
Verbrechen zugrunde liegt oder nicht. Meinem Vater
habe ich nicht allzuviel Gutes zugetraut. Ein Familien
geheimnis exiſtiert. Aber welches? wer kann es ſagen?
Ob es dieſe Geſchichte mit dem Lenzen iſt? Möglich.
Ich weiß nur, daß die Lenze früher Anſprüche an den
Hof hatten. Ob ihnen dieſelben abgekauft wurden, oder
wie es iſt, darüber bin ich ſelbſt nicht klar. Nur das
iſt feſt: „der Hof ſteht als unſer freies Eigentum in den
Büchern“. Glaubt aber einer Anſpruch darauf zu haben,
der mag offen auftreten. Ich bin bereit, jedes erwieſene
Anrecht anzuerkennen. Doch ſonſt ſoll man mich in Ruhe
laſſen.“
Wenn auch die Frau von dem biederen Sinne ihres
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