Full text: Der Hexenmüller in der Wisper

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annehmen. Ich möchte das Kind hier bei uns behalten 
und aufziehen. Du aber ſollſt deine Zuſtimmung dazu 
geben.“ 
Der Hofbauer machte ſich mit dem Hunde zu ſchaffen, 
den er abſichtlich in allen Ecken herumjagte. 
„Jetzt laß die Flauſen, Alter!“ ſagte die Hofbäuerin 
in aller Ruhe, aber durch ihre Stimme klang ein Ton, der 
den Alten zur Vernunft brachte. 
„Seit unſer Gottfried auf der Schule iſt, fehlt mir 
etwas. Das Kind aber kann die Lücke ausfüllen. Indeſſen 
auch für dich kann nur Gutes daraus hervorgehen. Hier iſt 
wirklich Gottes Lohn zu verdienen. Und nach den vielen 
ſchlechten Streichen, die du ausübſt, könnteſt du einmal 
etwas tun, was Gottes Wohlgefallen hat.“ 
„Gut, gut, gut!“ ſagte er. „Ich wünſche nur nicht, 
daß du es ſpäter einmal bereueſt.“ 
„Damit ich es nicht bereue, ſollſt du ſagen: „Ich 
gelobe dir nach Kräften zu helfen, daß nie der Fall ein 
tritt, wo du es bereueſt“,“ ſagte die Hoffrau. 
Der Alte wollte nicht daran, aber zuletzt mußte 
er doch. 
Für dieſe Demütigung hatte nun der Hund zu büßen, 
den er mörderlich traktierte und noch einmal ſo ſchnell, 
wie ſonſt, zappelte er im Hofe umher in allen Ecken 
nach etwas ſpürend, woran er ſeinen Zorn auslaſſen 
konnte. 
Die Frau aber öffnete, als ihr Mann fort war, die 
Arme und ſagte: „Röschen, willſt du mein Kind ſein?“ 
Röschen hing ſich weinend an ihren Hals und küßte ſie. 
„Nie, nie!“ rief ſie, „ſo lange ein Atemzug in mir 
iſt, will ich vergeſſen, was Ihr an mir tut. Gott lohne 
es Euch in alle Ewigkeit hinein!“
	        
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