Full text: Der Hexenmüller in der Wisper

III. 
Alte Geſchichten. 
Der „Kloſterbas‘ hätte niemand an der Wiege geſungen, 
daß ſie einmal die gebietende Herrin auf dem Kloſterhofe 
werden würde, und ſpäterhin, da ſie als Bettelmädchen 
von Dorf zu Dorf wanderte, hätte noch weniger jemand 
an eine P5 Schickſalsänderung gedacht. 
Ihr Vater war ein armer Förſter, der einſam in der 
Wiſperwaldung mit Frau und Kind in ſeiner zerfallenden 
Dienſtwohnung hauſte. Es herrſchte viel Jammer und 
Not bei den ihrigen in dem Häuschen, das in enger 
Schlucht im Schutze eines vorſpringenden Schieferfelſens 
ſtand. 
Die Frau war faſt immer bettlägerig krank, das Häuf 
lein Kinder ſchrie nach Brot, und das Gehalt des Förſters 
war zu ſchmal, um auszureichen. Beſonders im Frühjahr, 
wo die Wintervorräte aufgezehrt waren, fühlte man den 
Mangel am empfindlichſten. 
So war wieder ein Frühjahr gekommen nach langem, 
ſchlimmem Winter. Der Tauwind heulte durch die 
Schlucht, und von den Höhen ſtürzten die Schneewaſſer. 
„Gott ſei Dank, daß du da biſt, ſagte die Frau zu 
dem am Abend heimkehrenden Förſter. „Mir iſt heute ſo 
bang, als hätte ich die Vorahnung eines nahenden Un 
glücks.“ 
„Da täuſcheſt du dich, mein Kind,“ erwiderte der 
Förſter, deſſen Geſicht vor Freude glänzte. „Ich habe 
heute einen Glückstag. Man hat mir wirklich die Förſter 
ſtelle in W. übertragen, die beſte im ganzen Revier. 
Jetzt haben wir ausgeſorgt. Jetzt wirſt du auch wieder
	        
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