Full text: Der Hexenmüller in der Wisper

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Himmelstüre zugeſchlagen, oder man klemmt gar eine 
Seele ein. Sie lachen, meine Herren? Aber zu ſolchen 
Albernheiten kommt es zuletzt. Sie wiſſen eben noch nicht 
alles. Sie wiſſen vielleicht, daß, wenn es einem im linken 
Ohr klingt, jemand Schlimmes von einem ſpricht, und 
daß eine Schnauze am Licht einen Brief bedeutet, aber 
das wiſſen Sie doch noch nicht, daß, wenn einen ein 
Floh in die Hand ſticht, er noch ſelbigen Tages etwas 
Neues erfährt.“ 
Alle lachten laut. Der Proviſor aber kicherte: „Gut, 
ſehr gut, ausgezeichnet!“ 
Man wäre jetzt wahrſcheinlich zu einem anderen 
Geſprächsſtoff übergegangen, wenn nicht der Oberförſter 
noch etwas auf dem Herzen gehabt hätte. 
„Doktor,“ ſagte er, „da Sie ſo gut unterrichtet ſind, 
müſſen Sie mir noch über etwas Auskunft geben. Wie 
verhält es ſich eigentlich mit dem „Blutſtillen“, das doch 
manche können? Man rechnet das auch zum Aberglauben, 
aber ich bin neulich wirklich Augen- und Ohrenzeuge von 
einer ſolchen Geſchichte geweſen. Ich komme des Morgens 
in einen jungen Schlag, der gelichtet werden ſoll zwiſchen 
dem Werkerbrunnen und der Kammerbergmühle, da ſind 
alle um einen der Holzhauer beſchäftigt, der ſich furchtbar 
ins Bein gehauen hat, und der ſich ſchier verblutet. Es 
war ſchon alles angewandt, aber es wurde nicht beſſer. 
„Da hilft nichts. Wir müſſen zum Hexenmüller“, ſagte 
einer, und war auch ſchon auf den Beinen. Der Mann 
wurde uns, während der andere, den Hexenmüller zu rufen, 
gegangen war, ohnmächtig. Wir waren in reiner Ver 
zweiflung. Da endlich nach einer guten Stunde kommt 
der Hexenmüller und der Mann mit ihm, der ihn herbei 
gerufen hatte. Noch rann das Blut. Aber der Hexen 
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