Full text: Der Hexenmüller in der Wisper

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förſter, zwei Leute, die er im Augenblicke am liebſten in 
die tiefſte Hölle gewünſcht hätte. 
„Wo iſt der junge Seebold, Hexenmüller?“ rief ohne 
weitere Einleitung der Doktor mit ſeiner gewaltigen Stimme, 
die durch das ganze Haus hindröhnte. 
„Er war hier,“ entſchuldigte der Hexenmüller, „aber er 
iſt längſt wieder fort.“ 
„So, wem gehört denn dieſe Jagdflinte, die da hängt?“ 
fragte der Doktor. 
„Und wer iſt denn das, der da ſchläft?“ fragte der 
Oberförſter. „Iſt es nicht der lange Lenz.? Steht Ihr mit 
ſolchem Geſindel in Verbindung?“ 
„Hexenmüller,“ ſchrie der Doktor, dem durch die An 
weſenheit des „langen Lenz' die ſchlimmſten Befürchtungen 
aufſtiegen. „Wo iſt der junge Seebold?“ 
Er ſetzte dem Müller eine geladene Piſtole auf die 
Bruſt. „Verſteht Ihr, die Flauſen hören hier auf. Ich 
verlange den jungen Seebold von Euch.“ 
Der Müller ſtotterte in größter Verlegenheit. „Ich 
weiß, weiß Gott im Himmel nicht, wo er iſt.“ 
Da wurde die Türe aufgeriſſen, und der junge See⸗ 
bold ſtürzte mit dem Rufe herein: „Da bin ich ſchon, Dok 
tor. Ich habe mich ſelbſt aus meiner Gefangenſchaft er 
löſt, fuhr er fort, wenn auch der Weg etwas holperig war. 
Denn er ging über das Mühlenrad.“ 
Die Buben des Hexenmüllers hatten, durch das Schreien 
des Doktors beunruhigt, den rechten Augenblick verpaßt, die 
Mühle in Bewegung zu ſetzen, und ſo war dem leichtfüßigen 
und gewandten Forſtmann ſeine kühne Flucht gelungen. 
Noch nie in ſeinem Leben war der ſonſt ſo gewandte 
Hexenmüller in ſolcher Verlegenheit geweſen. Er wußte 
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