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furchtbaren Angſt ergriffen. Sie rief plötzlich: „Ich will
ja geſtehen. Wir ſind unſchuldig. Der Hexenmüller hat
uns ſo lange geängſtigt und Geld verſprochen, bis wir
eingewilligt haben.“
„Dachte ich es mir doch,“ ſagte der Doktor, „daß die
alte Kreuzſpinne in der Wiſper hinter allem ſtecke. Der
hat euch auch unterwieſen und angelernt, wie ihr es
machen ſollet, nicht wahr? Ja, ja, ich weiß jetzt alles.
Und vor zwanzig Jahren mußte deine Mutter die Rolle
ſpielen, die du jetzt ſpielſt. Siehe! ſiehe! Und wer hat
euch den ſchönen Weg gewieſen hier in das Zimmer, von
dem ſonſt kein Menſch etwas ahnte? Nicht wahr, das
war der „lange Lenz', der den Strohmann bei der Geſchichte
macht?
Katharine nickte.
„Siehſt du, ich weiß alles, die „Lenze' waren gar
bekannt mit dem Kloſtergebäude. Aber nun zeige mir auch
einmal den Weg, mein Schätzchen!“
Sie gingen insgeſamt in die Mauerecke, dort war
unter einem Stück Fußboden, das ſich durch eine Feder
ſchloß, eine geheime Treppe angebracht, die in einen
verborgenen Gang führte, der ſich allmählich in die Tiefe
wand.
„Ach wie ſchön iſt das ja,“ ſagte der Doktor, „und
dort iſt auch dein Geiſterlichtchen, mein Schätzchen. Aber
ſage mir, wo endigt der Gang?“
„Drunten im Garten am Grabdenkmal des Abtes
Severinus,“ antwortete das Mädchen.
Der Doktor ſchüttelte den Kopf und ſagte, mehr für
ſich: „Das Mittelalter war doch eine merkwürdige Zeit,
wo man alle dieſe verborgenen Gänge und Türen nötig
hatte.“ Dann fuhr er laut fort: „Ein andermal werden