„Wir dürfen nicht länger fremd gegen einander bleiben, meine
lieben Mädchen, denn ich habe euren Eltern verſprochen, Mutter—
ſtelle bei euch zu vertreten während der Zeit, daß ihr mir anvertraut
ſeid, und Mutter und Kinder müſſen doch wohl Vertrauen zu einan—
der haben. Kommt darum immer getroſt zu mir mit euren kleinen
Sorgen und Bedenken, ich werde mich bemühen, ihnen auf die beſte
Weiſe abzuhelfen. Möchten wir ſo zuſammen leben können, daß
der gute Gott ſeine Freude daran fände, unter uns zu wohnen, dann
werden wir auch glücklich und froh ſein.“ —
„Meine Pflicht iſt es, die Fehler zu rügen, die ich bei euch
ſehe, denn jeder Menſch hat die ſeinigen; man legt ſie aber am
beſten in der Jugend ab. Eure Pflicht iſt es, dieſe Rügen willig
anzunehmen und euch zu beſtreben, ſie zu befolgen. Ihr müßt euch
bemühen, tüchtige Mädchen zu werden und Kenntniſſe zu ſammeln;
das ſind Schätze, die euch Niemand rauben kann und die Glück im
Leben bringen. Aber nach der Arbeit will ich euch auch gern Ver—
gnügen verſchaffen; wenn es nicht übertrieben wird, erheitert es das
Gemüth. Was meint ihr dazu, wenn ich euch Märchen zum Beſten
gebe? Seid ihr damit einverſtanden, ſo werde ich in den langen
Winterabenden nach beendeter Arbeit ein Stündchen erzählen. Wenn
ihr aber mehr Luſt zu anderm Zeitvertreib oder zum Spielen habt,
ſo ſagt es nur frei heraus, denn Vergnügen ſoll eine Ermunterung
für den Fleißigen und daher nicht erzwungen ſein. — Jetzt wollen
wir nur eure Arbeiten beſtimmen und dann fangen wir morgen an.“