Vorwort.
Wenn ſich manche Eltern darüber beklagen, daß
ihre Kleinen die ihnen als Geſchenk gekauften Bücher
nicht leſen mögen, ſo liegt die Urſache weniger an den
Kindern, als an den Büchern. Die übergroße Mehrzahl
der Jugendſchriften iſt nach Inhalt und Form der Dar—
ſtellung für das Jugendalter von 10 bis 14 Jahren ge
ſchrieben, und die kleinere Jugend kann ſolchen Schriften
keinen Geſchmack abgewinnen, weil ihr Faſſungsvermögen
noch zu beſchränkt iſt. Selbſt die für die kleineren Kinder
beſtimmten Bilderbücher, Fibeln und Leſebücher enthalten
vielfach einen Text, der eine Unkenntniß der Verfaſſer
mit der kindlichen Denk- und Anſchauungsweiſe verräth.
Entweder iſt der Stoff zu fade, zuweilen gar läppiſch,
oder die Ausdrucksweiſe — namentlich bei Gedichten —
geht zu hoch über den geiſtigen Horizont der Kinder
hinaus, um verſtändlich und intereſſant zu ſein.
Die Jugend würde ſicher lieber leſen und dadurch
nicht allein ihre Leſefertigkeit fördern, ſondern auch im
Leſen eine nützliche, den Verſtand und das Gemüth bil—
dende Unterhaltung finden, wenn ihr nur eine ihren
Geiſteskräften angemeſſene Lektüre geboten würde, woran
es freilich bisher für das Alter bis zum 9. Lebensjahre
noch gar zu ſehr mangelt. Zeugniß dafür liefert der
vielſeitig geäußerte Beifall, welcher meiner unlängſt
erſchienenen Schrift: „Geiſtige Nahrung für Kinder
von 4 bis 7 Jahren“ ) zu Theil wurde. Weil
dieſes Buch vorzugsweiſe für Erzieher an Unterrichts-
anſtalten beſtimmt iſt, ſo wurde mehrfach der Wunſch
geäußert, es möchte dieſes Werkchen auch als Gelegen⸗
heitsgeſchenk für die Hand der Kinder umgearbeitet werden.
Verlag von Jul. Balgel in Mülheim a. d. Ruhr.