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Muſik die ganze Nacht hindurch. Ihr müßt aber auch
fein im Takt ſpringen, gerade wie wir ſingen.“
„Ja, ja,“ ſagten die Blumen, „das wollen wir.“
Als es nun Abend wurde, fing der Tanz an. So eben
kam der Mond am Himmel herauf und ſchaute ganz ver—
gnügt auf die tanzenden Blumen, das hüpfende Bächlein
und die ſingenden Vögel herab. „Das gefällt mir!“
ſagte er und jagte all' die Wolken am Himmel fort und
leuchtete im ſchönſten Lichte hernieder, als ob es Tag ge—
weſen wäre.
Die Blumen liefen all herbei, reichten ſich die Hände,
ſtellten ſich in die Reihe und ſprangen und tanzten, wäh⸗
rend die Vöglein ſangen und das Bächlein murmelte,
und das dauerte faſt die ganze Nacht hindurch. Endlich
wurden die Blumen aber ſo müde, daß ſie zur Erde ſan⸗
ken, und die Vöglein ſchliefen ein; aber das Bächlein
blieb munter bis am andern Morgen.
Als da die Leute auf die Wieſe kamen, ſagten ſie:
„Da haben die unartigen Kinder geſtern Abend gewiß
alle Blumen ausgepflückt und ſie hin und her geworfen.“
Sie wußten es nicht, was in der Nacht geſchehen war,
denn die Vöglein und das Bächlein und der Mond haben
nichts davon erzählt.
55. Die Blume im Winter.
Wo ſind alle die Blumen hin?
Schlafen in der Erde drin,
Weich vom Schneebettchen zugedeckt.
Stille nur, daß ſie Niemand weckt.
Ueber's Jahr mit dem Sonnenſchein
Tritt der liebe Gott herein,
Nimmt die Decke hinweg ganz ſacht',
Ruft: Ihr Kinder, nun all' erwacht!
Da kommen die Köpfchen ſchnell herauf:
Da thun ſie die hellen Augen auf.