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ein kleines Bröckchen Zucker holen?“ — „O, gewiß,“ ant⸗
wortete die Spinne, komm nur dreiſt her, ein ganzes
Döschen voll Zucker ſollſt du haben!“ — Schnell flog
die Fliege auf das Spinngewebe, als ſie aber weiter lau⸗
fen wollte, konnte ſie nicht, denn ihre Füßchen ſaßen feſt.
„Wart', ich will dir ſchon helfen,“ ſagte die Spinne und
lief raſch herbei und packte mit ihren krummen Beinen
die Fliege um den Leib und drückte ſie ſo feſt, daß ſie
ſich gar nicht bewegen konnte, und nun pickte ſie ihr ein
Loch in den Kopf und ſaugte ihr das Blut aus.
Sterbend rief die Fliege: „Du böſes Thier, wie
ſchändlich haſt du mich belogen!“ — Eine alte Fliege
aber, die das Alles mit angeſehen und gehört hatte, ſagte
ihr: „Warum haſt du auch der falſchen Spinne mehr ge⸗
glaubt, als deiner Mutter!“ —
Des Mittags kam die Magd mit einem Beſen, ſtrich
das Spinngewebe vom Fenſter weg und zertrat die Spinne
am Boden.
30.Raäthſel.
Ich weiß ein bunt bemaltes Haus,
Ein Thier mit Hörnern ſchaut heraus,
Das nimmt bei jedem Schritt und Tritt
Sein Häuslein auf dem Rücken mit.
Doch rührt man an die Hörner ſein,
Zieht's langſam ſich in's Haus hinein.
Was für ein Häuschen mag das ſein?
51. Der Wolf und die ſieben Geislein.
Es war einmal eine alte Geis (Ziege), die hatte
ſieben junge Geislein und hatte ſie ſo lieb, wie eine
Mutter ihre Kinder lieb hat. Eines Tages wollte ſie in
den Wald, um Futter zu holen, da rief ſie alle ſieben
herbei und ſprach: „Liebe Kinder, ich gehe hinaus in den
Wald, hütet euch vor dem Wolf; wenn er hereinkommt,
ſo frißt er euch alle mit Haut und Haar.“ Die Geis⸗
lein ſagten, ſie wollten ſich ſchon in Acht nehmen. Da
ging die alte Geis.