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Jäger war mit einem Sprunge bei ſeiner Flinte, legte
ſie an, zielte und ſchoß: Puff! Da fiel der Adler von
oben herab in einen Buſch und der Jäger ſagte: „Gut
getroffen!“ Der Haſe aber lief ſchnell nach ſeinem Häs⸗
chen. Aber ach, was mußte er da ſehen! Die Kugel, die
den Adler getroffen, hatte auch das Häschen ſchwer ver⸗
letzt. Es ſah ſeine Mutter noch einmal mit mattem Blick
an, als wollte es ſagen: „Ach, Mutter! Mutter! Hilf
mir!“ — Dann ſtarb es, und der alte Haſe klagte:
„Ach, mein Kind! Hätteſt du doch auf mich gehört, ſo
wäreſt du nicht todt, und ich brauchte nicht um dich be⸗
trübt zu ſein!“
31. Die Kinder und die Häschen.
Einmal gingen ein Knabe und ein Mädchen in den
Wald, um Erdbeeren und Heidelbeeren zu pflücken. Sie
fanden ſo viele und ſo ſchöne Beeren und aßen ſich ſo ſatt,
daß die beiden Kinder ſagten: „Nun kann ich nicht mehr!“
Dann ſetzten ſie ſich unter einen Baum und ſagten nichts
mehr und fingen an zu ſchlafen.
Nicht weit von den Kindern hatte ein Häschen ſein
Neſt, und darin waren junge Häschen. „Komm',“ ſagte
ein Häschen zu dem andern, „wir wollen ſpielen gehen!“
Als ſie umherliefen, ſahen ſie die beiden ſchlafenden Kin⸗
der. Sie wußten nicht, was für Dinger das waren, denn
ſie hatten noch nie Menſchen geſehen, und ſie liefen gar
luſtig um die Kinder her und ſtreichelten mit ihren Füß⸗
chen die rothen Wangen der Kinder.
Nahe dabei hatten auch zwei Vöglein ihr Neſt mit
Jungen. Als dieſe ſahen, wie die Häschen ſich ſo freueten
über die Kinder, kamen auch ſie vom Baume herab und
ſetzten ſich den Kindern auf den Kopf und auf die Bruſt.
„Was ſind das für Thierchen?“ fragten die Vögel die
Häschen, aber dieſe wußten es nicht und meinten, wenn
ſie längere Ohren hätten, könnten es wohl ein Paar Ha⸗
ſen ſein.
Da kam aber die Mutter der Häschen herbei ge⸗
laufen, die hatte ihre Jungen geſucht und fand ſie hier