Full text: Kinderlust

17 
machte einen Spektakel mit ſeinem Krähen, als wenn er 
alle Leute im Hauſe bange machen wollte. Die Küchen⸗ 
magd jagte ihn oft hinaus auf den Hof, und dann ſtellte 
ſich der freche Schlingel vor die Küchenthür und ſchrie 
und lärmte, als wenn man ihm groß Unrecht gethan 
hätte. 
Jetzt wollte er auch nicht mehr auf dem Hofe blei— 
ben und flog über den Zaun und lief im Felde und in 
den Wieſen umher, wo er nur Luſt hatte. „Die Welt 
iſt ja groß genug für mich,“ ſagte er, „ich finde überall 
was zu freſſen und will mir nichts mehr befehlen laſſen.“ 
Aber er kam den andern Leuten in die Gärten und kratzte 
den friſch geſäeten Samen aus und pickte ab, was ihm 
nur gefiel. Darüber wurden aber die Leute böſe und 
trieben ihn mit Stecken und Steinwürfen fort. „Die 
groben Leute!“ — ſagte er dann, — „die wollen mir auch 
noch zu befehlen haben.“ 
Wenn es Futterzeit auf dem Hofe war, dann kam 
er allemal wieder über den Zaun geflogen und krähete, 
ſo gut er's konnte, ſein Kikerikih! als hätte er ſagen 
wollen: „Da bin ich wieder, und ich muß auch meinen 
Theil haben!“ Die Hühner freuten ſich aber nicht, wenn 
er wieder da war, denn er griff ihnen die beſten Brocken 
weg, und jagte bald dieſes, bald jenes Huhn von der 
Futterſchüſſel weg, und wenn ſich eines über den Grobian 
beklagte, dann wurde er erſt recht nichtsnutzig und trieb 
es bis in die Ecke des Hofes und litt nicht, daß es zurück 
kam. 
Das hatte die Magd ſchon mehrmals geſehen und 
dem groben Flegel gedroht, er ſolle in Zukunft nichts 
mehr haben. Er ſchüttelte den Kopf, lachte die Magd 
aus und ſagte: „Ich thue, was ich will!“ Darüber 
wurde die Magd gar zornig, ergriff den Burſchen bei den 
Flügeln und ſteckte ihn in einen großen Hühnerkorb, that 
raſch den Deckel darauf und rief ihm zu: „So, Nichts⸗ 
nutz, nun thue, was du willſt! Niemand in der Welt 
901 thun, was er will, ſondern muß thun, was er 
oll!“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.