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Eſel, „ich werde mein Brod noch finden können, 10 Welt
iſt ja groß genug, und ich bin der dummſte Eſel noch
lange nicht.“ — Damit ging er auf die Landſtraße, die
nach Bremen führte. — Er war noch nicht weit gegan—
gen, da fand er einen alten Hund am Wege liegen.
„Was machſt du denn hier?“ fragte ihn der Eſel. „Ach,“
ſagte der, „weil ich zur Jagd nicht mehr tauge, hat mich
mein Herr fortgejagt und geſagt, ich ſolle mich zum Hen—
ker ſcheren. Nun weiß ich nicht, wo der Henker wohnt,
und ich habe ſchon gefragt, aber Niemand weiß den Weg
dahin.“ — „Komm nur mit, Bruder!“ ſagte der Eſel,
„ich weiß den Weg; mir hat's gerade ſo gegangen, wie
2.
Als die Beiden weiter gingen, fanden ſie am Wege
unter einem Baume eine Katze ſitzen, die arg traurig
war. „Was fehlt dir denn?“ fragte der Eſel. Und die
Katze antwortete: „Weil ich alt bin und faſt blind und
keine M räuſe mehr fangen kann, will mich unſere Frau
erſäufen. Da bin ich denn fortgelaufen und weiß nun
meines Elendes keinen Rath.“ — „Geh nur mit uns,“
ſagte der Eſel, „wir beide ſind auch verſtoßen und wollen
ſchon ſehen, wo wir Brod finden.“
Die Drei gingen zuſammen weiter und kamen an
ein Bauernhaus. Dort ſaß oben auf der Hofmauer ein
Hahn, der krähte ſo erbärmlich, als wenn er großes Leid
hätte. „Was ſchreiſt du denn ſo fürchterlich?“ fragte
der Eſel. — „Denkt euch,“ ſagte der Hahn, „ich ſoll
dieſen Abend geſchlachtet werden, die Magd hat es mir
eben geſagt, und da weiß ich nun nicht, was ich an⸗
fangen ſoll.“ — „Komm nur mit uns, Bruder Hahn!“
ſagte der Eſel, „wir ſind auch verſtoßene Thiere und
wollen nun ſehen, wie wir durch die Welt kommen. Als
ich noch jung war, habe ich ſtudirt und ich kenne darum
die Welt; verlaßt euch Alle nur auf mich.“
Die Vier gingen jetzt weiter und kamen gegen Abend
in einen Wald. „Hier wollen wir übernachten,“ ſagte
der Eſel, „ſuche ſich jeder nur ein gutes Plätzchen zum
Schlafen!“ — Da flog der Hahn auf einen Aſt, und die