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„Pferdchen, willſt du mit mir ſpielen?“ —
„Warum nicht? Gern! Doch thut mir's leid,
Ich habe zum Spielen jetzt keine Zeit;
Denn mache ich meine Arbeit nicht fein,
Was ſoll mein Futter im Stalle ſein?“
So ſprach's und ließ das Knäblein ſteh'n;
Das ſprach bei ſich im Weitergeh'n:
So will ich auch lieber nicht ſpielen!
Da hat es einen kommen ſeh'n,
Von ſeinen Geſpielen, der lief daher,
Als ob es nicht Zeit zur Schule wär'. —'
„Komm' her, willſt du mit mir ſpielen?“ —
„Warum nicht? Gern! Doch thut mir's leid,
Ich habe zum Spielen keine Zeit;
Hund, Biene, Pferd und Vögelein,
Sie lehren bei Zeiten mich fleißig ſein.“ —
58. Zu gut iſt nicht gut.
„Wenn ich nur alle Tage Zuckerbrod eſſen könnte!“
ſagte Joſephine zu ihrer Mutter. „Ach, das müßte ein
herrliches Leben ſein, des Morgens, des Mittags und des
Abends Zuckerbrod!“ —
„Ich will deinen Wunſch erfüllen,“ ſagte die Mut⸗
ter, „wenn du mir verſprichſt, nichts Anderes als lauter
Zuckerbrod zu eſſen.“ — „O ja,“ ſagte das Mädchen,
„das verſpreche ich mit Freuden. Ich laſſe Butterbrod,
Kartoffeln, Fleiſch und alle andern Speiſen gerne ſtehen,
wenn ich nur immer Zuckerbrod habe.“
Joſephine bekam nun nichts als Zuckerbrod. Den
erſten Tag ſchmeckte es ihr vortrefflich. Den zweiten
Tag wollte es ihr ſchon nicht mehr ſo ſüß ſchmecken.
Den dritten Tag fühlte ſich Finchen unwohl. Es war
ihr ſo wunderlich, und das Zuckerbrod ekelte ihr. Den
vierten Tag ſprach ſie beſchämt: „Ach, liebe Mutter,
gib mir doch wieder gewöhnliches Brod und Gemüſe, ich
muß ſonſt verhungern. Das Zuckerbrod kann ich nicht
mehr eſſen.“