raſch auf den Teich und rief: „Nun ſeht her, ob ich durch—
breche?“ —
Kaum hatte er das geſagt, ſo brach das Eis und
Kaspar ſank bis an den Kopf in's Waſſer hinein. Er
ſchrie jämmerlich um Hülfe. Die andern Knaben ſchrieen
auch, aber ſie konnten ihm nicht helfen, denn wer auf's
Eis gegangen wäre, der hätte auch hineinſinken müſſen.
„O helft, helft!“ ſchrie Kaspar, „ich kann mich nicht
mehr halten und muß unterſinken und ertrinken; helft
doch!“
Einer von den Knaben lief nach der Mühle, die
nicht weit davon war, um Leute herbei zu holen. Der
Müller eilte mit zwei Knechten herbei; ſie hatten eine
lange Leiter mitgenommen, die legten ſie auf's Eis, und
nur mit großer Mühe arbeitete ſichjKaspar daran wieder
aus dem Waſſer. Er wurde nach Haus gebracht, wo er
drei Monate krank lag, bevor er wieder vom Bette auf⸗
ſtehen konnte.
54. Die Lüge.
Der kleine Hans hatte von dem Vater Schläge be—
kommen, weil er gelogen hatte. „Nun mag ich nicht mehr
zu Hauſe bleiben, wo ich ſo oft Schläge kriege,“ ſagte
Hans zu ſich ſelbſt und ging in das Feld hinaus und
vom Felde in den Wald. Es dauerte aber nicht lange,
da bekam er Hunger. „Ach, hätte ich doch etwas zu eſſen,“
ſagte er ſo laut, daß die Vögel auf den Bäumen es hörten.
Da rief ein Rabe vom Baume herunter: „Gehe noch
hundert Schritte weiter, da ſtehen die ſchönſten Erdbeeren.“
Hans ging noch hundert Schritte weiter, aber da ſtanden
nichts als Bäume, und auf dem Boden ſtanden keine
Beerenſträucher, und es war nichts als Sand zu ſehen.
„Wo ſind denn die Erdbeeren?“ fragte der Knabe, und
der Rabe, der hinter ihm hergeflogen war, lachte ganz
gewaltig. „Du Lügner!“ rief der Knabe. „Biſt du nicht
auch ein Lügner?“ fragte der Rabe.
Der Hunger wurde immer ärger, und der Knabe
fing an zu weinen. „Das thut mir leid,“ ſagte der Rabe,